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Tief im Subprime-Sumpf Merrill mit Megaverlust

Die US-Investmentbank Merrill Lynch muss angesichts der Krise am Hypothekenmarkt erneut 14,1 Mrd. US-Dollar abschreiben. Dadurch fällt im vierten Quartal mit 9,8 Mrd. US-Dollar der größte Nettoverlust in der Firmengeschichte an. Für das Gesamtjahr summieren sich die mit der Hypotheken-Krise verbundenen Verluste bei Merrill damit auf 23 Mrd. US-Dollar.

Als Reaktion darauf hat der neue Bankchef John Thain angekündigt, die Sicherheitsmechanismen der US-Investmentbank zu verstärken. So wird der frühere Goldman-Sachs- Manager Noel Donohoe die neue Stelle eines stellvertretenden Chief Risk Officer bekleiden, wie das Institut am Donnerstagnachmittag mitteilte. Donohoe, der aktuell für den Hedgefonds Dune Capital arbeitet, war auch bei Goldman Sachs Risikomanager. Daneben soll es eine weltweite Leitung für das Handelsgeschäft der Bank geben, sagte Thain. Der neue Chairman und CEO der Bank war erst im Dezember vom Börsenbetreiber NYSE Euronext zu Merrill Lynch gekommen. Die beiden zusätzlichen Positionen sollen ihm direkt unterstellt werden.

Ändern soll sich nach Thains Worten das Bonussystem für leitende Manager. Überwiegend sollen Boni künftig in Aktien der Bank geleistet werden. Bereits für 2007 werde die Bonussumme zu 40 Prozent in eigenen Aktien gezahlt nach 25 Prozent im Jahr zuvor. Außerdem sollen die Manager künftig nach ihrem Beitrag zum Gesamtergebnis der Bank beurteilt werden und nicht wie bisher nach dem Ergebnisbeitrag zu ihrer Sparte.

Thain sagte, es gehe darum, das Jahr "2007 hinter sich zu lassen". Die Risikokontrolle solle weit über jene Reparaturmaßnahmen hinaus verstärkt werden, die sein entlassener Vorgänger Stanley O'Neal im Herbst angeregt habe. Am Donnerstagmorgen hatte die Bank den zweiten Quartalsverlust in ihrer Geschichte vermeldet.

Nach Darstellung von Thain sind die jüngst eingeworbenen Mittel und das mit zwei Spartenverkäufen frei gesetzte Kapital "signifikant größer als die verbuchten Verluste". Der CEO bezeichnete Spekulationen von umfangreichen Entlassungen als unbegründet, wenngleich man in einzelnen Bereichen auch Personal abbauen werde. Auch werde sich Merrill Lynch nicht von der 20-prozentigen Beteiligung an der Nachrichtenagentur Bloomberg oder dem rund 50-prozentigen Anteil am Vermögensverwalter BlackRock trennen, dessen Wert bei 13 Mrd. US-Dollar liegt. Das Jahr 2007 habe Merrill Lynch mit 80 Mrd. US-Dollar Barreserven und liquiden Mitteln beendet.

Analysten bewerteten die Zahlen gemischt. Der Verlust sei höher als vorhergesagt, die Abschreibungen waren indes in dem Umfang erwartet worden, sagte Peter Boockvar von Miller Tabak & Co in New York. Ob damit alle Unwägbarkeiten aus der Merrill-Bilanz bereinigt seien, lasse sich aber nicht sagen. "Jetzt fangen die Leute erst an, wirklich zu begreifen, wie tiefgreifend diese Krise ist", sagte Angus Campbell von Capital Spreads in London. Allerdings versuchten die Banken derzeit erfolgreich, Investoren an Bord zu holen. Deshalb sei es eher unwahrscheinlich, dass es Kürzungen bei den Dividenden geben werde, was wiederum positiv für die Anleger sei.

Merrill hat sich angesichts der Krise in den vergangenen Monaten bereits 13 Mrd. US-Dollar frisches Kapital gesichert, unter anderem von Investoren aus den USA und Asien. Schon am Dienstag hatte die Citigroup Abschreibungen von 18 Mrd. US-Dollar eingeräumt und deshalb einen Verlust von knapp zehn Mrd. US-Dollar verbucht.

Quelle: ntv.de

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