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6,5 Prozent mehr Geld Metaller im Warnstreik

Mit ersten Warnstreiks haben die Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie den Druck auf die Arbeitgeber verstärkt. Kurz nach Mitternacht kam es mit Ablauf der Friedenspflicht am Sonntag in mehreren Bundesländern zu ersten Arbeitsniederlegungen. In der Nacht zum Montag werden die Warnstreiks ausgedehnt. Dennoch rechnen IG Metall und Arbeitgeber mit einer schnellen Verhandlungslösung bei den Tarifauseinandersetzungen. Möglich erscheint ein Durchbruch bei der fünften Verhandlungsrunde am Donnerstag (3. Mai) in Baden-Württemberg. In erster Linie bei der Laufzeit des Tarifvertrags werden von Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser und Baden-Württembergs IG Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann, zugleich Verhandlungsführer im Südwesten, Lösungsansätze gesehen.

Richtungsweisende Abschlüsse

Baden-Württemberg mit Großunternehmen wie Porsche, DaimlerChrysler und Bosch ist seit Jahrzehnten bekannt für Richtung weisende Tarifabschlüsse für die Branche mit 3,4 Millionen Beschäftigten. Hofmann sagte optimistisch in der "Welt": "Wir suchen am kommenden Donnerstag nach einer letzten Lösung in freien Verhandlungen, und ich glaube, wir können sie finden." Die Gewerkschaft fordert bislang 6,5 Prozent mehr Geld. Die Arbeitgeber bieten indes 2,5 Prozent mehr Entgelt und einen Konjunkturbonus von 0,5 Prozent.

Hofmann und Kannegiesser regten übereinstimmend an, über die Dauer des Tarifvertrags zu verhandeln. Kannegiesser hatte jüngst einen zweistufigen Tarifvertrag mit 18 Monaten Laufzeit vorgeschlagen. Hofmann erklärte nun, "wir können uns aber über eine Laufzeit von unter 19 Monaten unterhalten". "Einen Abschluss von beispielsweise 18 Monaten muss man deshalb -so denke ich -in zwei Zahlen teilen." Zum vorgeschlagenen Konjunkturbonus sagte er allerdings: "Bevor wir über die Sahne reden, müssen wir uns erst über den Kuchen, also die dauerhafte Lohnerhöhung, einig werden".

Schwerpunkt DaimlerChrysler

In der Nacht zum Montag wollen die Beschäftigten in Nordrhein-Westfalen und auch in Baden-Württemberg mit Warnstreiks beginnen. Ein Schwerpunkt soll dabei das Transporter-Werk von DaimlerChrysler in Düsseldorf bilden sowie ein weiteres DaimlerChrysler-Werk in Rastatt. Auch in anderen Bundesländern sind Aktionen und Arbeitsniederlegungen geplant. Den Höhepunkt soll die Warnstreikwelle am kommenden Mittwoch erreichen.

Punkt 0.01 Uhr war Feierabend

Am frühen Sonntagmorgen traten nach Angaben der IG Metall etliche hundert Beschäftigte in Berlin, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz in Warnstreiks. In Niedersachsen legten um Punkt 0.01 Uhr am Sonntag rund 230 Beschäftigte des Autozulieferers Bosch in Hildesheim und Salzgitter sowie von MAN Nutzfahrzeuge in Salzgitter ihre Arbeit nieder. In Berlin-Spandau traten rund 150 Mitarbeiter des Osram-Werks etwa eine Stunde in einen Warnstreik. Im rheinland-pfälzischen Andernach gaben mehrere hundert Beschäftigte vor den Toren des Weißblechherstellers Rasselstein ihren Forderungen mit lauten Pfiffen und Transparenten Nachdruck.

In Augsburg leuchtete Punkt Mitternacht vor den Werkstoren von MAN Diesel die 6,5-Prozent-Forderung der Gewerkschaft in Form eines Standfeuerwerks auf. Vor 400 Betriebsräten und Vertrauensleuten sagte Bezirkschef Werner Neugebauer nach Ablauf der Friedenspflicht: "Damit stehen wir vor einer harten und heftigen Auseinandersetzung." Bis Ende der Woche sollen in Bayern in über 100 Betrieben mehr als 100 000 Beschäftigte an Protestaktionen teilnehmen.

In Andernach sagte der IG-Metall-Vize Berthold Huber, wenn die Arbeitgeber kein vernünftiges Angebot vorlegten, werde es "massive, ausgedehnte Warnstreikaktionen" und -wenn es nicht anders gehe -auch einen Arbeitskampf geben. "Die IG Metall ist dann kampfbereit. Sie wird diesen Konflikt dann führen", sagte Huber. Er bekräftigte, das bislang vorgelegte Angebot sei zu niedrig. "Das ist keine faire Beteiligung und wird der hervorragenden wirtschaftlichen Lage, vor allem in der Metall- und Elektroindustrie, nicht gerecht." Ob es zu einem Arbeitskampf komme, werde sich bis Mitte Mai entscheiden, erklärte Huber am Sonntag.

Warnung vor Streiks

Kannegiesser warnte unterdessen eindringlich vor einem Arbeitskampf. "In der derzeitigen konjunkturellen Lage würden Streiks viele Betriebe der Metall- und Elektroindustrie erheblich treffen", sagte Kannegiesser der dpa. Es bestehe die Gefahr, dass Kundenbeziehungen beschädigt und die Auswirkungen auf alle zurückfielen. Er forderte erneut eine schnelle Einigung.

Quelle: ntv.de

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