Yahoo-Übernahme wieder offen Microsoft will reden
07.07.2008, 16:00 UhrDer US-Softwarekonzern Microsoft hält eine Übernahme von Yahoo offenbar noch für denkbar, falls der Suchmaschinenbetreiber eine neue Führung bekommt. Der Yahoo-Aktionär Carl Icahn erklärte in einem Offenen Brief, Microsoft-Chef Steve Ballmer habe ihm umgehende Gespräche für den Fall eines Management-Wechsels bei Yahoo zugesagt. Yahoo forderte von Microsoft umgehend ein offizielles Angebot mit einem konkreten Kaufpreis. Der Konzern sei grundsätzlich weiter zu Verhandlungen bereit.
Microsoft äußerte sich unmittelbar nach Bekanntwerden des Briefes und teilte mit, mit der aktuellen Führung von Yahoo seien zielführende Übernahme-Gespräche nicht möglich gewesen. Man sei darauf vorbereitet, unter einer neuen Führung erneut zu sprechen. Denkbar sei sowohl eine Komplettübernahme von Yahoo als auch der zuletzt diskutierte Teilkauf nur des Suchmaschinengeschäfts, so Microsoft. Für Details wie einen konkreten Übernahmepreis sei es aber noch zu früh.
Yahoo will sich dagegen nicht vertrösten lassen. Ein solches Vorgehen sei nicht im Sinn der Aktionäre, hieß es in einer Mitteilung. Microsoft habe Yahoo zuletzt wissen lassen, nicht einmal mehr zum ursprünglich gebotenen Preis an einem Kauf interessiert zu sein, so Yahoo.
Icahn sammelt seine Leute
Vor wenigen Wochen hatte es bei Microsoft noch geheißen, das Thema Yahoo sei "erledigt". Dadurch, dass sich Microsoft jetzt mit Yahoo-Großaktionär Icahn verbündet, wird der Druck auf Firmenmitgründer und Yahoo.Chef Jerry Yang immer größer. Multimilliardär Icahn will bei der Hauptversammlung am 1. August den Verwaltungsrat bei dessen Neuwahl komplett mit eigenen Vertrauten besetzen lassen. Das Gremium soll dann Yang ablösen und den Weg für Microsoft frei machen. Icahn und Microsoft führten dazu zuletzt nach eigenen Angaben mehrere Gespräche. Wie Icahn hatte eine ganze Reihe von Anteilseignern das Nein von Yahoo!-Chef Yang zu der Offerte scharf kritisiert. Gegen den Konzern laufen deshalb auch mehrere Klagen von Aktionären.
Microsoft hatte vor einigen Monaten mehr als 47 Mrd. Dollar für Yahoo geboten. Als Yahoo ablehnte, strebte Microsoft den Kauf eines 16-Prozent-Anteils sowie des Suchmaschinengeschäfts an. Doch auch dieses Vorhaben scheiterte am Widerstand des Yahoo-Managements. Kurz danach kündigte Yahoo an, eine Werbe-Allianz mit Konkurrent Google anzustreben. Im August wird bei Yahoo ein neuer Verwaltungsrat (Board) gewählt.
An der Börse wurde der neue Vorstoß gut aufgenommen, die Yahoo-Aktie stieg zeitweise um fast zwölf Prozent. Für Microsoft ging es nur leicht nach oben.
Quelle: ntv.de