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Kaffeeklatsch gesichert Milch reicht noch

Die Milchbauern haben ihr Ziel leerer Kühlregale in den Supermärkten in der ersten Woche ihres Streiks weitgehend verfehlt. Obwohl sie nach eigenen Angaben zehntausende Tonnen Milch weniger lieferten, um einen höheren Preis durchzusetzen, kam es kaum zu Beeinträchtigungen bei der Versorgung. Probleme bei der flächendeckenden Frischmilch-Herstellung werde es wohl erst kommende Woche geben, räumte die Sprecherin des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter (BDM), Jutta Weiß, ein. Auch von großen Lebensmittelketten, dem Einzelhandel und Verbraucherschutzminister Horst Seehofer hieß es, gravierende Versorgungsprobleme seien bisher nicht aufgetreten. Ursprünglich hatte der BDM schon für Ende dieser Woche weithin spürbare Lücken in den Supermarkt-Regalen angekündigt.

Die Bauern wollen mit dem Boykott einen Abnahmepreis von mindestens 43 Cent pro Liter durchsetzen. Nach Verbandsangaben ist der Milchpreis seit Januar um 30 Prozent gesunken, während gleichzeitig die Produktionskosten um ein Viertel stiegen. Derzeit wird den Bauern ein Literpreis von 35 bis 45 Cent gezahlt.

Seehofer sagte, nach Auswertung aller Daten sei es bisher nicht zu großen Störungen in der Versorgung gekommen. Für das Ministerium bestehe kein Grund zum Eingreifen. Zugleich kündigte der Minister an, er wolle mit seinen Länderkollegen bei einer Konferenz am Montag über das Thema beraten. Ein kostendeckender und fairer Preis für Milch sei notwendig.

Sonntags-Kaffeeklatsch gesichert

Auch der Milchindustrie-Verband (MIV) sieht die Versorgung zumindest vorerst weiter gesichert. "Über das Wochenende reicht es auf jeden Fall", sagte Sprecher Michael Brandl. Für den weiteren Verlauf des Boykotts könne aber keine Prognose gegeben werden. "Es gibt keine Lieferengpässe bei Milch und Molkereiprodukten in den Regalen der Supermärkte und Discounter", sagte der Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbands HDE, Stefan Genth. Er verwies auf ein riesiges Milchangebot in Europa. Die Molkereien hätten zudem zugesagt, ihren Verpflichtungen nachzukommen.

In den Real-Märkten des Metro-Konzerns ist die Verfügbarkeit von Milch einem Sprecher zufolge "völlig ausreichend". Es sei derzeit auch "kein Engpass absehbar". Dies signalisierten auch Molkereien, die Real versorgen. Hamsterkäufe etwa von H-Milch gebe es bislang nicht. "Die Regale sind voll, die Lage ist völlig entspannt", sagte er. Ähnlich äußerte sich ein Sprecher der Handelskette Rewe. Ein Edeka-Sprecher sagte, die flächendeckende Belieferung der Märkte sei weiterhin sichergestellt. Regional könne das Angebot aufgrund einer erhöhten Kundennachfrage allerdings auch mal verringert sein.

In einigen Regionen - etwa im Süden Bayerns oder in Teilen Baden-Württembergs - stand Molkereien schon am Freitag keine Milch mehr zur Verfügung, wie Brandl sagte. Im Norden gebe es weniger Folgen des Streiks. In einigen Regionen sei es zu Produktionsverlagerungen gekommen: Molkereien hätten ihre Käseherstellung eingestellt, um die Milch für die Produktion von Frischprodukten wie Vollmilch, Joghurt oder Quark einzusetzen.

Die Beteiligung unter den mehr als 32.000 Mitgliedern sei mit 95 Prozent weiterhin sehr hoch, sagte die BDM-Sprecherin. Auch die nicht organisierten Milchbauern solidarisierten sich in immer größerer Zahl. Der Verband schätzt, dass derzeit bis zu 60 Prozent der täglich produzierten 47.000 Tonnen Milch nicht verarbeitet

Quelle: ntv.de

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