Strafe auf Bewährung Milde für Hyundai-Chef
06.09.2007, 13:00 UhrEin Berufungsgericht hat die dreijährige Haft für Hyundai-Chef Chung Mong Koo wegen Veruntreuung in eine Bewährungsstrafe umgewandelt. Damit kann er das Unternehmen auch weiterhin leiten.
Im Februar war Chung in erster Instanz zu drei Jahren Gefängnis verurteilt worden. Er wurde schuldig gesprochen, Firmengelder veruntreut zu haben. Demnach trägt er die Verantwortung für den Aufbau eines Schmiergeld-Fonds, mit dem politische Vorteile erlangt werden sollten. Chung ist ein Sohn des Firmengründers Chung Ju Yung.
Hyundai spiele eine entscheidende Rolle in der Wirtschaft des Landes, sagte der Vorsitzende Richter, Lee Jae Hong, bei der Urteilsverkündung. Der Angeklagte sei ein Symbol der gesamten Autoindustrie des Landes. Der Richter betonte, er habe zahlreiche Bürger um ihre Meinung in dem Fall gefragt. Vom Taxifahrer bis zum Kellner seien die meisten der Ansicht gewesen, dass eine Bewährungsstrafe angemessen sei.
Statt der Haftstrafe wurde Chung nun auferlegt, umgerechnet rund 895 Mio. US-Dollar zu spenden sowie Vorträge über transparentes Management zu halten und wirtschaftswissenschaftliche Aufsätze für örtliche Medien zu schreiben. Chung verließ nach der Urteilsverkündung sofort das Gericht und äußerte sich nicht zu der Entscheidung.
Das Urteil gegen den Top-Manager im Februar hatte die Probleme des zusammen mit seiner Tochter Kia weltweit sechstgrößten Autobauers verstärkt. Hyundai litt zuletzt unter zunehmendem Konkurrenzdruck und schwächerem Absatz im Ausland. Beobachter sorgen sich zudem wegen potenzieller Auswirkungen auf die südkoreanische Wirtschaft insgesamt. Zusammen mit Kia ist das Unternehmen für rund sieben Prozent der südkoreanischen Exporte verantwortlich.
Der Fall warf auch ein Schlaglicht auf die Probleme der einflussreichen "Chaebol". Diese familiengeführten Konzerne trugen zwar nach dem Koreakrieg 1950 bis 1953 zum Wiederaufbau der Wirtschaft des Landes bei, gelten aber auch als mitverantwortlich für die Finanzkrise Ende der 1990er Jahre. Trotz Reformen werden viele der Konzerne auch heute noch wie Familienunternehmen geführt. So waren 2005 zwei Manager der Samsung-Gruppe, des größten Konzerns des Landes, dafür verurteilt worden, dass sie den Kindern des Konzernchefs Vorteile beim Kauf einer Tochtergesellschaft verschafften.
Befürworter einer Reform des "Chaebol"-Systems kritisierten die jüngste Gerichtsentscheidung als einen Rückschritt im Kampf gegen Kriminalität in den Chefetagen.
Quelle: ntv.de