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Weitere Töchter insolvent Mindestlohn jetzt auch bei PIN

Der angeschlagene Postdienstleister PIN Group wird seinen Beschäftigten ab Januar den gesetzlichen Mindestlohn zahlen. Das kündigte der Vorstandschef und Sanierungsexperte, Horst Piepenburg, an. Die Mehrkosten wolle das Unternehmen dadurch auffangen, dass für weitere 19 Tochterfirmen ein Insolvenzantrag gestellt wird. Ein Arbeitsplatzabbau ist mit diesem Schritt aber nicht verbunden.

Die betroffenen Beschäftigten der PIN Group erhalten dann 100 Prozent ihres Gehaltes vorübergehend als Insolvenzgeld von der Bundesagentur für Arbeit. Von der Zahlungsunfähigkeit der PIN Group sind inzwischen rund 7000 von insgesamt 9000 Beschäftigten betroffen. Durch die Insolvenzanträge und die vorübergehende Übernahme der Lohn- und Gehaltszahlungen durch die Bundesagentur will Piepenburg die Sanierung des Unternehmens beschleunigen. Das Hauptaugenmerk des Vorstands liege darauf, die Arbeitsplätze bei der PIN Group zu erhalten, betonte er.

Bei der Auszahlung des Insolvenzgeldes an die PIN-Beschäftigten halte sich die Behörde ebenfalls an die vorgeschriebenen Mindestlohnstandards. Piepenburg betonte, dass das Insolvenzgeld nicht aus Steuern, sondern aus einem Fonds bezahlt würde, der sich aus Beiträgen von Arbeitgebern und den Berufsgenossenschaften speist.

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi begrüßte unterdessen die Ankündigungen. "Jetzt trennt sich die Spreu vom Weizen", sagte Vorstandsmitglied Andrea Kocsis. Die Beschäftigten der Branche hätten einen Anspruch auf den Mindestlohn zwischen acht und 9,80 Euro. Während bei der PIN Seriosität Einzug gehalten habe, wirtschafteten andere Unternehmen in der Illegalität. Mit Dumpinglöhnen ließen sich keine Geschäfte machen. "Wer den Mindestlohn nicht zahlt, ist ein Gesetzesbrecher", betonte Kocsis.

Die verbliebenen 54 solventen PIN-Gesellschaften sind nach weiteren Worten von Piepenburg noch nicht über den Berg. Sie würden in den kommenden Monaten die Höhe des Mindestlohns zwar verkraften, könnten auf lange Sicht aber Probleme bekommen. Die Belastung bezifferte er zwischen 35 Millionen und 45 Millionen Euro.

Das Unternehmen, das neben TNT zum größten Konkurrenten der Deutschen Post gehört, war Ende vergangenen Jahres in finanzielle Schwierigkeiten geraten, nachdem der Großaktionär Axel Springer der Gesellschaft wegen der Einführung des Mindestlohns den Geldhahn zugedreht hatte. Bislang hatte das Unternehmen bundesweit für 18 Tochterfirmen Insolvenzanträge eingereicht.

"Wir stehen zum gesetzlichen Mindestlohn", sagte Piepenburg weiter. Widerstand dagegen beschädige nur das Unternehmen. Die Geschäftsabläufe würden durch den Mindestlohn nicht beeinträchtigt. Auch für den laufenden Investorenprozess gebe es durch den Mindestlohn keine negativen Auswirkungen.

Piepenburg bekräftigte, dass die PIN Group als ganzes Unternehmen erhalten bleiben soll. Das Interesse der Käufer bezeichnete er als "ungewöhnlich" groß. Ein kleiner Kreis von potenziellen Investoren sei ausgewählt und erste Gespräche seien geführt worden. Mitte Februar will sich Piepenburg zum Stand der Verhandlungen weiter äußern. Bis dahin könnte auch klar sein, ob sich die vom Vorstand angestrebte Lösung umsetzen lasse.

Quelle: ntv.de

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