Berliner Zeitung zum Verkauf Montgomery braucht Geld
26.12.2008, 17:35 UhrDer hoch verschuldete britische Medienkonzern Mecom will sich einem Magazinbericht zufolge von seinem deutschen Verlagsgeschäft um die "Berliner Zeitung" trennen. Kaufinteressenten seien der Kölner Zeitungsverlag M. DuMont Schauberg und die WAZ-Mediengruppe aus Essen, berichtete der Branchendienst "kress" ohne Angabe von Quellen. Der britischen Mediengruppe unter ihrem Chef David Montgomery gehören auch die Boulevardzeitungen "Berliner Kurier" und "Hamburger Morgenpost". Der Kaufpreis solle unter 200 Millionen Euro liegen, berichtete "kress". Der Kaufvertrag könne schon bald abgeschlossen werden.
Ein Mecom-Sprecher sagte lediglich, das Unternehmen habe einzelne strategische Verkäufe geprüft. Aktuell gebe es jedoch nichts zu berichten. Die in mehreren europäischen Ländern tätige Mediengruppe, die unter einem schwachen Anzeigengeschäft leidet, hatte erst am Montag von ihren Gläubigerbanken einen Aufschub zur Lösung der Geldprobleme erhalten. Im Rahmen dessen solle im ersten Quartal über Verkäufe von Konzernbeteiligungen entschieden werden, hatte Mecom mitgeteilt. Es gebe mehrere Interessenbekundungen. Von DuMont Schauberg und der WAZ-Gruppe waren zunächst keine Stellungnahmen zu dem "kress"-Bericht zu erhalten.
Später Erfolg für DuMont?
DuMont Schauberg ist "kress" zufolge ganz vorne im Rennen. Der Verlag, zu dessen Stammblättern der "Kölner Stadt-Anzeiger" und der Kölner "Express" zählen, plane bei einem Zuschlag eine weit reichende Fusion der "Berliner Zeitung" mit der im Jahr 2006 übernommenen "Frankfurter Rundschau", hieß es. Deren Chefredakteur Uwe Vorkötter solle in diesem Fall die Leitung beider Blätter übernehmen. Vorkötter war bereits Chefredakteur der "Berliner Zeitung" und hatte das Blatt im Streit über Montgomerys Sparkurs verlassen. Die Redaktion hat Montgomery und dessen Deutschland-Chef Josef Depenbrock wiederholt überzogene Renditeerwartungen vorgeworfen, der Streit über Depenbrocks Doppelfunktion als Chefredakteur und Geschäftsführer ging sogar vor Gericht.
DuMont Schauberg hatte sich bereits im Jahr 2005 um den Berliner Verlag bemüht, dann aber gegen die gemeinsam bietenden Investoren Mecom und Veronis Suhler Stevenson (VSS) den Kürzeren gezogen. Verkäufer war die Verlagsgruppe Holtzbrinck, die in Berlin den "Tagessspiegel" herausgibt und sich deshalb auf Betreiben des Bundeskartellamtes von der "Berliner Zeitung" trennen musste. Der Preis, über den sich die Vertragspartner ausschwiegen, war in Medienberichten auf 150 bis 180 Millionen Euro beziffert worden. DuMont hatte damals nach eigenen Angaben 175 Millionen Euro geboten.
Das Vertrauen der Anleger hat Mecom in diesem Jahr verloren: Die in London notierte Aktie brach von 53 Pence im Januar auf zuletzt weniger als einen Penny ein. Damit schrumpfte der Börsenwert des Konzerns auf 13,5 Millionen Pfund (14 Millionen Euro). Demgegenüber beliefen sich die Nettoverbindlichkeiten Ende Juni auf 587 Millionen Pfund (614 Millionen Euro).
Quelle: ntv.de