Aggressiver Fonds steigt ein Münchener Rück droht Ärger
07.12.2007, 07:58 UhrDie Münchener Rück muss sich auf neuen Druck von ihren Eigentümern einstellen. Denn der für sein aggressives Vorgehen bekannte Fonds Cevian Capital ist mit knapp drei Prozent beim weltweit zweitgrößten Rückversicherer eingestiegen, wie Cevian-Mitgründer Lars Forberg bestätigte. Bei der Münchener Rück tummeln sich bereits mehrere Hedgefonds. Solche Investoren drängen das Management ihrer Firmen oft zu strategischen Änderungen.
Forberg sagte, der Dax-Konzern müsse sich operativ und strategisch verbessern. Konkrete Maßnahmen ließen die Schweden, die bisher in Deutschland nicht in Erscheinung getreten sind, aber offen: "Wir wollen die Diskussionen mit dem Management führen." Der "Financial Times" sagte Partner Christer Gardell, Cevian sehe sich als langfristig orientierten Investor und wolle seinen Anteil durchaus noch aufstocken. Die Schweden verwalten mehr als drei Milliarden Euro und haben sich in der Heimat beim Lkw-Bauer Volvo und dem Versicherer Skandia einen Namen gemacht.
An der Frankfurter Börse weckte der Einstieg Hoffnungen bei den Anlegern. Münchener-Rück-Aktien stiegen zeitweise um knapp vier Prozent auf rund 130 Euro und waren damit größter Gewinner im Leitindex Dax.
Der Aktienkurs des Rückversicherers hat sich in den vergangenen Jahren vergleichsweise schwach entwickelt. Auf die Kritik der Investoren reagierte der Vorstand mit dem Umbauprogramm "Changing Gear". Es soll den Konzern schneller und effizienter machen. Zudem sieht es Ausschüttungen und Aktienrückkäufe vor - über mehrere Jahre gestreckt mit einem Volumen von mindestens acht Milliarden Euro.
Analysten zufolge könnte Cevian weitere Rückkäufe eigener Anteilsscheine forcieren. Bei dieser Maßnahme werden die Aktien eingezogen und die Dividende verteilt sich dann auf weniger Eigner, was ein Investment attraktiver macht. Weitere vier bis fünf Milliarden Euro seien denkbar, schrieb Thorsten Wenzel von der DZ Bank in einer Kurzstudie. Die Schweden könnten den Konzern aber auch drängen, sich auf das Kerngeschäft Rückversicherung zu konzentrieren und die Düsseldorfer Erstversicherungstochter Ergo abzustoßen. Dies lehnt Konzernchef Nikolaus von Bomhard bisher kategorisch ab.
Die Aktien der Münchener Rück sind breit gestreut am Markt, einen dominanten Eigentümer gibt es nicht. Bis zu 15 Prozent liegen nach Einschätzung des Vorstands bei Hedgefonds, also ebenfalls aggressiven Investoren, die oft auf Veränderungen drängen. Cevian dürfte nun einer der größten Investoren sein. Die Münchener Rück zählt mit dem Vermögensverwalter AllianceBernstein nur einen Anteilseigner mit über fünf Prozent. Jahrzehntelang war der Konzern durch eine Kapitalverflechtung mit der Allianz vor Übernahmeversuchen geschützt. Die Allianz-Beteiligung ist mittlerweile aber unter fünf Prozent gesunken.
Quelle: ntv.de