Ausstieg vor dem Crash Münchener Rück gewinnt
30.01.2008, 10:09 UhrDie Münchener Rück hat im vergangenen Jahr einen Rekordgewinn eingefahren und will ihre Dividende anheben. Der Überschuss sei nach vorläufigen Eckdaten von 3,5 Mrd. Euro im Vorjahr auf 3,9 Mrd. Euro gestiegen, teilte das Unternehmen mit. Der Hauptversammlung solle eine Ausschüttung 5,50 Euro für das vergangene Jahr vorgeschlagen werden, nach 4,50 Euro im Vorjahr. Die US-Hypothekenkrise hat das Unternehmen bisher glimpflich überstanden. Im vierten Quartal seien weniger als zehn Mio. Euro an Aufwendungen im Zusammenhang mit der Hypothekenkrise verbucht worden. "Unsere risikobewusste Anlagepolitik und eine gesunde Skepsis gegenüber Übertreibungen an einzelnen Märkten haben sich bewährt", erklärte Münchener-Rück-Vorstand Jörg Schneider.
Ihre Aktienquote habe der Konzern vor dem jüngsten Börsen-Crash deutlich gesenkt. Einschließlich Wertpapierabsicherungen seien Ende 2007 nur noch zehn Prozent der Kapitalanlagen in Aktien investiert gewesen, sagte Schneider. Ende September hatte die Aktienquote noch bei 11,3 Prozent gelegen. Das Portfolio in den kritischen Märkten wurde auf rund 340 Mio. Euro abgebaut, was 0,2 Prozent aller Kapitalanlagen des Konzerns entspricht.
Andere Banken und Finanzunternehmen hatten wegen der Krise am US- Hypothekenmarkt dagegen teils milliardenschwere Abschreibungen zu verkraften. Mit dem Überschuss von 3,9 Mrd. Euro seien die Gewinnziele klar übertroffen worden, hieß es. Nach anfänglicher Vorsicht wegen der Belastungen durch den Wintersturm "Kyrill" zum Jahresbeginn 2007 hatte die Münchener Rück allerdings bereits im November erklärt, dass die angepeilte Gewinnspanne von 3,5 bis 3,8 Mrd. Euro leicht übertroffen werden könnte.
Den Angaben zufolge bleiben auch Aktienrückkäufe auf der Agenda: Seit Mai seien an der Börse mehr als 15 Mio. eigene Anteilsscheine zu durchschnittlich knapp 132 Euro erworben worden, hieß es. Das ließ sich die Münchener Rück zwei Mrd. Euro kosten. Bis 2010 sollen weitere Aktienrückkäufe im Wert von drei Mrd. Euro folgen. Die Maßnahme ist bei Investoren beliebt, weil die Papiere eingezogen werden und sich die Dividende auf weniger Anteilseigner verteilt. Damit reagiert das Management auf die Kritik vieler Aktionäre, zu viel Kapital im Unternehmen zu halten.
Zweitversicherer spürt Preisdruck
Bei den jüngsten Preisverhandlungen mit ihren Kunden - Erstversicherern wie der Allianz - bekam die Münchener Rück den verschärften Wettbewerb zu spüren. Die Preise fielen im Schnitt um 2,8 Prozent, was Vorstandsmitglied Torsten Jeworrek aber als Erfolg wertete. Zum Jahresbeginn standen zwei Drittel der Policen mit einem Volumen von 8,5 Mrd. Euro in der Schaden/Unfall-Rückversicherung zur Erneuerung an. Zahlreiche Kontrakte seien nicht erneuert worden, hieß es. Die Prämieneinnahmen seien um vier Prozent gefallen.
In den vergangenen Jahren hatte die Rückversicherungsbranche nach Hurrikanen wie "Katrina" noch Preiserhöhungen durchsetzen können. Doch das Blatt wendete sich, weil die Schadenbelastungen zuletzt relativ gering ausfielen. Die Münchener Rück verzichtet nach eigenen Angaben lieber auf Einnahmen, als Abstriche bei der Marge hinzunehmen.
Keine Gefahr durch Anleiheversicheren
Der Rückversicherer Münchener Rück sieht sich nur marginal von den Problemen der amerikanischen Anleiheversicherer betroffen. Die Risiken aus den von US-Bondversicherern mit Garantien abgesicherten Anleihen seien "relativ gering", teilte der Konzern mit. Selbst ohne eine Garantie der Bondversicherer wären die von ihr gehaltenen Wertpapiere kaum im Wert beeinträchtigt, "so dass allenfalls ein sehr niedriger zweistelliger Millionenbetrag abzuschreiben wäre", hieß es.
Das Volumen dieser "Wrapped Bonds" belaufe sich auf 320 Mio. Euro. Davon seien 80 Prozent Kommunalanleihen und 20 Prozent Unternehmensanleihen sowie strukturierte Finanzierungen. Die Münchener Rück habe ihr Anleiherückversicherungsgeschäft bereits 2003 eingestellt. Bei den "Wrapped Bonds" häufen sich zurzeit die Probleme, da die Anleiheversicherer (Monoliner) in Folge der US-Hypothekenkrise ins Straucheln geraten sind.
Den Monolinern drohen wegen ihres Engagements in Ramsch-Hypotheken Herabstufungen durch Ratingagenturen, was auch die von ihnen versicherten Anleihen unter Druck bringen würde. Monoliner garantieren auf Basis ihrer Top-Ratings die Zins- und Tilgungszahlungen von Bonds.
Quelle: ntv.de