Milliardenklage aus den USA Nachspiel für die SocGen
12.03.2008, 19:39 UhrDer französischen Großbank Socit Gnrale droht im Zusammenhang mit ihrem milliardenschweren Handelsskandal und den Abschreibungen im Hypothekengeschäft ein gerichtliches Nachspiel in den USA. Eine Anwaltskanzlei reichte vor einem New Yorker Bundesgericht Klage ein. Ihr Ziel ist es, alle Käufer von SocGen-Papieren zu vertreten, die sie zwischen dem 1. August 2005 und dem 23. Januar 2008 erworbenen haben.
Die Juristen von Cohen Milstein Hausfeld & Toll werfen der zweitgrößten französischen Bank vor, nicht angemessen auf Hinweise zu den dubiosen Aktiengeschäften des Händlers Jerome Kerviel reagiert zu haben. Zudem soll SocGen nach Ansicht der Kanzlei falsch und irreführend über ihr Engagement im zusammengebrochenen US-Hypothekenmarkt unterrichtet sowie nachteilige Informationen zurückgehalten haben.
Das Institut hatte am 24. Januar erklärt, der 31-jährigen Kerviel habe mit unerlaubten Börsenspekulationen der Bank Verluste über 4,9 Mrd. Euro eingebrockt. Zudem schrieb die Bank infolge der US-Hypothekenkrise 2,6 Mrd. Euro ab.
Zweiter Händler verhaftet
Im Zusammenhang mit dem Spekulationsskandal gibt es eine neue Festnahme. Dabei handelt es sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft um einen Wertpapierhändler der Bank. Dem Radiosender "Europe 1" zufolge ist der Mann ein ehemaliger Kollege des Händlers Jerome Kerviel, den die Bank als alleinverantwortlich für den Milliardenschaden bezeichnet. Der weltweit größte Skandal dieser Art hatte das 144 Jahre alte Traditionsinstitut zum Übernahmekandidaten gemacht.
Die Polizei durchsuchte am Mittwoch zudem den Handelsraum in der Bankzentrale im Pariser Finanzbezirk La Defense. Nach bisher unbestätigten Informationen arbeitet der Festgenommene für die SocGen-Aktienhandelssparte SG Securities. Laut "Europe 1" soll er in der Internetkontaktbörse Facebook als Freund Kerviels gelistet sein. Der 31-jährige Kerviel sitzt weiterhin in Untersuchungshaft. Ihm wird Vertrauensbruch, die missbräuchliche Verwendung von Computern und Fälschung vorgeworfen.
Im Februar war bereits ein Pariser Broker für 48 Stunden zur Befragung über seine Kontakte zu Kerviel inhaftiert worden. Die Bank hat stets betont, dass Kerviel allein für die dubiosen Geschäfte verantwortlich sei.
Schwachstellen im System
Der Aktienkurs von Socit Gnrale hat seit dem Ende Januar aufgedeckten Handelsskandal rund 30 Prozent an Wert verloren. Seit längerem halten sich nun Spekulationen, dass unter anderem die größte französische Bank BNP Paribas Interesse an einer Übernahme haben könnte. BNP war 1999 mit einem Übernahmeversuch knapp gescheitert. SocGen selbst hat allerdings wiederholt betont, eigenständig bleiben zu wollen.
Die Zeitung "La Tribune" berichtete am Mittwoch, BNP könne die Voraussetzungen für ein Übernahmeangebot im Mai darlegen. Dies könne wenige Tage vor der Hauptversammlung von SocGen am 27. Mai geschehen, schrieb das Blatt ohne Angabe von Quellen. Die Hauptversammlung von BNP findet am 21. Mai statt. Ein Sprecher der Bank wollte zu dem Bericht nicht äußern.
Quelle: ntv.de