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Ratingagentur angeblich schuld Noch ein Immo-Fonds zu

Die Krise im Markt für offene Immobilienfonds weitet sich aus. Der Anbieter KanAm hat nun auch seinen zweiten Immobilienfonds geschlossen. Die Aussetzung des Fonds KanAm Grundinvest sei auf drei Monate befristet, teilte das Unternehmen. Eine Verkaufsempfehlung durch eine Ratingagentur sei der Grund für die Schließung gewesen, der Fonds habe keine Bewertungsprobleme. Experten warnten vor Panik-Reaktionen und beruhigten, bisher sei den KanAm-Anlegern noch kein Wertverlust entstanden.

"Die Panik in dem KanAm Grundinvest Fonds als Spitzenprodukt der Branche ist offenbar ausgelöst worden durch die Veröffentlichung einer überraschenden und sachlich nicht nachvollziehbaren Verkaufsempfehlung einer Ratingagentur", teilte KanAm mit. Die Ratingagentur Scope, die eine kritische Studie zu den Fonds vorgelegt hatte, wurde nicht namentlich genannt. Binnen 24 Stunden hätten Anleger Anteile im Wert von rund 700 Mio. Euro zurückgeben wollen, mehr als ein Fünftel des 3,2 Mrd. Euro schweren Fonds. Damit sei die Schließung notwendig geworden, da sonst die gesetzlich vorgeschriebene Mindestliquidität von fünf Prozent unterschritten worden wäre, hieß es.

Der in USA und Europa investierte KanAm Grundinvest erzielte nach Angaben der Gesellschaft zuletzt eine Jahresrendite von sechs Prozent und entwickelte sich damit besser als der Branchendurchschnitt. "Die Mittelabflüsse sind allein durch die panikartigen Verkäufe und nicht durch wirtschaftliche Daten des Fonds begründet", betonte KanAm. Der Fonds, der weitaus größer ist, als der US-Grundinvest-Fonds von KanAm, hatte noch am Dienstag von der Rating-Agentur Feri sehr gute Noten erhalten.

Erster Knall am Dienstag

KanAm hatte erst am Dienstag die Rücknahme von Anlegeranteilen seines anderen offenen Immobilienfonds - den US-Grundinvest – für drei Monate ausgesetzt. Anlass waren Gerüchte über Schwierigkeiten eines amerikanischen Eigentümers und Betreibers von Einkaufszentren, der einige Objekte des Fonds verwaltet. Anleger verkauften daraufhin im großen Stil ihre Anteile, so dass die Liquidität des Fonds eine kritische Grenze erreichte.

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) warf daraufhin der Rating-Agentur Scope vor, mit negativen Äußerungen und einer Verkaufsempfehlung für den KanAm-Fonds Panikmache betrieben zu haben. Ein Sprecher von Scope wies die Anschuldigungen am Mittwoch im Gespräch mit dem Fernsehsender n-tv zurück und forderte die Finanzaufsicht zu Reformen bei der Kontrolle der offenen Immobilienfonds auf.

Derzeit herrscht nach Ansicht von Analysten große Nervosität auf dem Markt für offene Immobilienfonds. Die Schließung eines Investmentfonds der Deutschen Bank verunsichert die Anleger. Experten warnen jedoch davor, die beiden Fälle zu vergleichen. Die Entscheidung der Deutschen Bank, ihren Immobilienfonds zu schließen, hätte völlig andere Gründe gehabt. Obwohl eine panikartige Massenflucht der Anleger aus anderen Fonds zunächst ausgeblieben ist, ist nach Ansicht von Aktionärsschützern der Imageschaden für die Branche immens. "Wir beobachten das mit großer Sorge", sagte Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).

Quelle: ntv.de

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