"Lebensgefahr für Telekom" Oettinger warnt vor Dauerstreik
18.05.2007, 08:25 UhrDer Streik bei der Deutschen Telekom gefährdet nach Ansicht von Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) die Existenz des Unternehmens. "Ein wochenlanger Streik würde die Telekom in Lebensgefahr bringen", sagte Oettinger am Donnerstagabend in der ZDF-Sendung "Maybrit Illner" und fügte hinzu: "Es muss schnell gehen. Wenn die Telekom noch wochenlang Schlagzeilen macht, werden die Verbraucher zu anderen Anbietern gehen."
Der Regierungschef warnte zugleich vor einer feindlichen Übernahme. Der Aktienkurs der Telekom sei trotz Dividende "miserabel". "Mit zehn oder elf Euro ist die Telekom tendenziell ein Übernahmefall." Oettinger forderte Konzernspitze und Gewerkschaft auf, "nicht große Schlachten öffentlich zu führen, sondern sich rasch zu treffen". Kompromisse seien machbar, um trotz eines fairen Lohns Kosten zu senken und Dienstleistungen zu verbessern. Zwölf Prozent Lohnsenkung seien zu viel, 34 Wochenarbeitsstunden könnten "aber nicht das Maß aller Dinge bleiben", meinte betonte der CDU-Politiker.
Der ehemalige Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) rief in der Sendung ebenfalls zu einem schnellen Ende des Arbeitskampfes auf: "Es muss eine Lösung gefunden werden, das Unternehmen ist sonst in äußerster Gefahr", warnte er. Die Kosten müssten gesenkt und Verluste am Markt "mit allen Mitteln" gestoppt werden. Clement bezeichnete den früheren Staatsbetrieb als "unternehmerisches Desaster". "Das Unternehmen ist in einem Zustand, in dem die Wettbewerbsfähigkeit nicht mehr gewährleistet ist."
Der Vorsitzende der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, Frank Bsirske, zeigte sich in der Sendung kompromissbereit: "Ich bin ganz sicher, dass am Ende der Verhandlungstisch zurückgewonnen werden muss." Der Gewerkschaftschef betonte, "dass am Ende beide Seiten überlegen müssen, wie sie aufeinander zugehen können".
Der seit einer Woche dauernde Streik bei der Telekom richtet sich gegen die Auslagerung von 50 000 Mitarbeitern in neue Service-Gesellschaften. Dort sollen die Mitarbeiter länger arbeiten und weniger verdienen. Die Telekom verweist auf den harten Konkurrenzdruck.
Ver.di: Eine Woche Streik hat Telekom-Service beeinträchtigt
Die Gewerkschaft ver.di sieht die Betriebsabläufe bei der Deutschen Telekom nach einer Woche Streik deutlich behindert. Der Service ist erheblich beeinträchtigt, sagte der Streikleiter von ver.di, Ado Wilhelm, am Freitag auf Anfrage. Die Mitarbeiter protestieren gegen die geplante Auslagerung von rund 50 000 Beschäftigten in den neuen Bereich T-Service. Am Freitag legten nach Gewerkschaftsangabenbundesweit 7000 Menschen die Arbeit nieder. Die Proteste sollen über das Wochenende weitergehen. Am Freitagmittag ist eine Kundgebung mit ver.di-Chef Frank Bsirske in München vorgesehen.
Die Telekom bestätigte Beeinträchtigung der Betriebsabläufe. Betroffen sei vor allem der technische Kundendienst, sagte ein Sprecher. Die Telekom will mit dem Personalumbau ihre Kosten senken und die Servicequalität verbessern. Durch T-Service spricht sich das Unternehmen Einsparungen von bis zu 900 Millionen Euro jährlich. Da ver.di die Pläne ablehnt, will die Telekom die Umstrukturierung im Alleingang umsetzten.
Quelle: ntv.de