US-Präsident enttäuscht Opec stellt sich quer
05.03.2008, 19:23 UhrDie Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) wird die Förderquoten ihrer 13 Mitgliedsländer vorläufig nicht verändern. Dies gab ein OPEC-Sprecher nach dem Abschluss der 148. Ministerkonferenz in Wien bekannt. Die Opec-Minister erteilten den Forderungen von Industrieländern eine Absage und ließ ihre Förderquote trotz der Rekordstände beim Ölpreis wie erwartet unverändert.
Die Gründe für den Preisanstieg lägen außerhalb des Einflussbereichs des Öl-Kartells. Zudem werde im Zuge des Konjunkturabschwungs in den USA die Nachfrage im Laufe des Jahres nachlassen, sagte Opec-Präsident Chakib Khelil in Wien.
Opec-Vertreter hatten zuletzt wiederholt erklärt, der Preisanstieg sei nicht auf eine mangelhafte Versorgung mit Öl zurückzuführen. Vielmehr seien die Dollar-Schwäche, Spekulationsgeschäfte und politische Unsicherheiten dafür verantwortlich. Viele Verbraucherländer forderten dagegen eine höhere Fördermenge, um die Märkte zu beruhigen.
US-Präsident George W. Bush hat sich enttäuscht über die Entscheidung der Opec gezeigt. "Ihm wäre es lieber gewesen, die Opec hätte eine andere Entscheidung getroffen", sagte eine Sprecherin Bushs. Es sei für die größten Kunden der Opec, zu denen auch die USA gehörten, nicht gut, wenn ihre Wirtschaft zum Teil durch hohe Benzinpreise abgebremst werde.
Streit um die Faktoren
Im Vorfeld der Wiener Opec-Konferenz hatten Beobachter bereits damit gerechnet, dass die Opec die aktuelle Fördermenge beibehalten wird. Eine Erhöhung hatten die 13 Mitgliedsstaaten zuletzt im September 2007 beschlossen. Dennoch sei der Preisanstieg nicht gestoppt worden, hatte Opec-Präsident Khelil unlängst erklärt. Dennoch haben die USA vor dem Treffen ihren Druck auf das Förderkartell erhöht. "Es ist ein Fehler, wenn sich die Wirtschaft des größten Opec-Kunden wegen des hohen Ölpreises abschwächt", hatte US-Präsident Bush erklärt. Khelil konterte nun und machte die Misswirtschaft in den USA für eine im Jahresverlauf abnehmende Nachfrage nach Öl verantwortlich.
Nach Ansicht der US-Regierung würde schon eine symbolische Anhebung der Opec-Fördermenge um 300.000 bis 500.000 Barrel pro Tag ausreichen, um für Entspannung zu sorgen. Die Opec-Mitglieder fördern nach eigenen Angaben derzeit zusammen rund 32 Mio. Barrel pro Tag, was mehr als einem Drittel der weltweiten Produktion entspricht.
Rohstoff für Investoren
Aber auch unter Experten sind die Auswirkungen einer Fördererhöhung umstritten. Einige Analysten rechnen mit sinkenden Preisen, denn bei einer höheren Förderung könnten die Lagerbestände ausgebaut werden. Andere Analysten erwarten eher, dass dies nur die Spekulationsgeschäfte anheizen dürfte. Es sei immer noch eine Menge Geld auf der Suche nach gewinnbringenden Anlagen, und sinkende Zinsen sowie die Finanzmarktturbulenzen machten Rohstoffe für Investoren attraktiver, sagte ein Branchenkenner. "Die Leute wollen sich in der ein oder anderen Form an Rohstoffen beteiligen, und für die meisten sind die Öl-Futures das Mittel dazu."
Quelle: ntv.de