Stellenabbau sicher Opel-Entscheidung naht
22.05.2009, 11:15 UhrNach der Vorlage der Übernahmekonzepte potenzieller Investoren berät die Bundesregierung unter Hochdruck weiter über die Rettung von Opel. Die zuständigen Bundesminister sowie die Ministerpräsidenten der vier Opel- Bundesländer Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Thüringen treffen sich dazu an diesem Freitag im Bundeskanzleramt. Angebote hatten der italienische Autobauer Fiat, der kanadisch- österreichische Zulieferer Magna und der amerikanische Finanzinvestor Ripplewood vorgelegt.
Die Bundesregierung hat noch keine Präferenz für einen der drei Opel-Bieter. Dafür sei es noch zu früh. Möglicherweise gebe es am Nachmittag bei dem Spitzentreffen der zuständigen Minister mit Kanzlerin Angela Merkel eine Vorentscheidung, sagte Vize-Regierungssprecher Thomas Steg in Berlin.
Hessens Ministerpräsident Roland Koch sieht Opel am besten beim österreichisch-kanadischen Zulieferer Magna aufgehoben. Dem "Deutschlandfunk" sagte Koch, das Angebot von Magna erfülle am ehesten die Hoffnungen der Arbeitnehmer. Die Fiat-Offerte sei dagegen weit von dem entfernt, was man sich erhofft habe.
Stellenstreichung erwartet
Um Stellenstreichungen wird Opel dem Vernehmen nach bei keinem der drei Konzepte herumkommen. Fiat will der "Bild" zufolge im Falle eines Einstiegs europaweit insgesamt 18.000 Stellen streichen, auch in Fiat-Werken. Magna plane den Abbau von rund 10.000 Stellen. Auch das Ripplewood-Konzept sehe Stellenstreichungen in der Größenordnung vor. Opel beschäftigt in vier deutschen Werken rund 25.000 Menschen. Laut "Spiegel" will Fiat-Chef Sergio Marchionne im Falle einer Übernahme in allen vier deutschen Opel-Werken Stellen streichen, die Standorte aber erhalten.
Die Offerten sehen auch hohe Staatsbürgschaften vor. Nach "Bild"-Informationen verlangt Magna Bürgschaften von rund fünf Mrd. Euro, Ripplewood taxiere den abzudeckenden Kreditbedarf auf unter fünf Mrd. Euro; die höchsten Staatsgarantien verlange Fiat mit rund sieben Mrd. Euro.
In Berlin arbeitet die Opel-Task-Force der Bundesregierung derzeit daran, die vorgelegten Konzepte zu sichten. Auch Opel will die Konzepte in den kommenden Tagen eingehend prüfen. Bundeswirtschaftsminister Karl- Theodor zu Guttenberg (CSU) will eine erste Bewertung der Konzepte im Laufe des Tages im Kanzleramt vorstellen. Die Konzepte müssen sehr rasch geprüft werden. Schon Ende des Monats könnte die Opel- Konzernmutter General Motors (GM) in den USA Insolvenz anmelden. Die Bundesregierung will Opel mit einem Treuhandmodell aus dem Insolvenzstrudel des Mutterkonzerns heraushalten. Dazu soll eine Brückenfinanzierung von 1,5 Mrd. Euro zur Verfügung gestellt werden. Die Entscheidung, wer zum Zuge kommt, liegt allerdings in den Händen von GM.
Insolvenz droht
Falls sich kein Bieterkonzept als tragfähig erweist und GM sich nicht auf das deutsche Treuhand-Modell einlässt, droht Opel die Insolvenz. Betriebsratschef Franz kündigte deshalb in der "FAZ" einen Notfallplan an: Die Beschäftigten könnten mit den Opel-Händlern den Autobauer selbst übernehmen. Die Summe könnte bei 1,5 Mrd. Euro liegen. Davon entfielen eine Mrd. Euro auf einen Lohnverzicht der Beschäftigten und weitere 500 Mio. Euro auf den Rettungsfonds, den die 4000 Opel-Händler schon beschlossen haben. In der "Welt" betonte Franz allerdings die Vorzüge des Ripplewood-Gebots. "Das Konzept von Ripplewood ist absolut logisch und nachvollziehbar", sagte er. "Das Angebot muss ernsthaft geprüft werden."
Indes sieht sich Fiat-Chef Sergio Marchionne einem Bericht der Zeitung "La Stampa" zufolge auf Erfolgskurs. "Fiat hat eine Chance von mehr als 50 Prozent, bei Opel zum Zuge zu kommen", sagte der Manager. Einem Bericht von "Automotive News" zufolge hat Fiat zwei verschiedene Gebote vorgelegt - eines mit und eines ohne eine Offerte für das GM-Lateinamerika-Geschäft. Einem Medienbericht zufolge favorisiert GM für Opel allerdings den Zulieferer Magna. Fiat rangiere erst an dritter Stelle.
Quelle: ntv.de, rts / dpa