Schuldenfrei für Investor Opel koppelt sich von GM ab
27.05.2009, 07:21 UhrDurchbruch im Ringen um Eigenständigkeit: Alle europäischen Werke, Patente und Rechte an Technologien gehen schuldenfrei von GM auf die Adam Opel GmbH über. Mit dem juristischen Schritt ist Opel frei für einen neuen Investor und wird aus der möglichen GM-Insolenz in den USA herausgehalten.
Der Aufsichtsrat des Autobauers stimmte am Mittwochvormittag in einer außerordentlichen Sitzung der Übertragung von allen europäischen Fabriken, Rechten und Patenten von GM an Opel zu. Das teilte der Opel-Betriebsratschef und stellvertretende Aufsichtsratvorsitzende Klaus Franz mit. "Durch die Übertragung von Werken, Patenten und Rechten an Technologie wird die neue Adam Opel GmbH schuldenfrei eine Partnerschaft mit einem möglichen Investor eingehen können", ergänzte er. Der Aufsichtsrat akzeptierte damit auch für eine Übergangszeit ein übergeordnetes Gremium aus Vertretern der Regierung und dem Eigentümer GM.
Die Gespräche mit den potenziellen Investoren laufen unterdessen weiter unter Hochdruck. Die vorgelegten Konzepte haben die Bundesregierung bislang nicht überzeugen können. Die Bundesregierung will am Mittwochabend bei einem Spitzentreffen im Kanzleramt eine Entscheidung über ihren bevorzugten Bieter für eine Übernahme von Opel treffen.
Brückenfinanzierung rückt näher
Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) deutete am Mittwochmorgen an, dass auf dem Treffen am Abend möglicherweise eine Brückenfinanzierung für Opel beschlossen werden könnte. Der ARD sagte er: "Es stehen drei Fragen an: Welchen Investor würden wir präferieren, wie sieht es aus mit dem Treuhandmodell, und daraus resultierend die Frage eines Überbrückungskredits in der Größenordnung von 1,5 Mrd. Euro."
Er fügte hinzu: "Wir sind ins Gelingen orientiert und nicht ins Scheitern." Mit der Brückenfinanzierung soll Opel im Falle der erwarteten GM-Insolvenz genügend Liquidität bekommen, um die Zeit bis zum Abschluss der Investorensuche zu überbrücken.
Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers bereitete die Opel-Belegschaft unterdessen auf einen deutlichen Verlust von Arbeitsplätzen vor. Es werde einen großen Restrukturierungsprozess und einen Abbau von Arbeitsplätzen bei Opel geben, sagte er im Landtag in Düsseldorf. Er machte zugleich deutlich, dass er bei der Forderung nach einer gleichen Lastenverteilung für die vier Opel-Standorte in Deutschland Probleme erwartet. Es dürfe nicht vergessen werden, dass ein Konzept für Opel auch "unternehmerisch tragfähig" sein müsse.
IG Metall warnt vor Hektik

"Die Chinesen haben höchstes Interesse."
(Foto: dpa)
Die IG Metall warnte vor übereilten Entscheidungen bei der Auswahl eines Bieters für Opel. "Uns zwingt niemand, Opel jetzt zu verscherbeln für Konzepte, die kein Mensch tatsächlich zum jetzigen Zeitpunkt zuverlässig prüfen kann, und von denen niemand genau weiß, ob sie langfristig tragen", sagte der Frankfurter IG-Metall Bezirksleiter Armin Schild der "Berliner Zeitung".
Schild, der auch im Opel-Aufsichtsrat sitzt, plädierte für ein Überbrückungsmodell mit staatlicher Beteiligung. "Es würde sich niemand einen Zacken aus der Krone brechen, wer auch immer sich eine Krone aufsetzen will, wenn man jetzt sagen würde, wir bauen eine Überbrückungslösung mit einer mittelbaren oder unmittelbaren Staatsbeteiligung, die so konstruiert ist, dass sie im Zweifel auch ein paar Monate halten kann."
Kritik an Bieterverfahren
Scharf kritisierte Schild die Art des bisherigen Bieterverfahrens. "Bei dem Prozess wurden viel zu früh die Türen zugemacht", sagte er. "Würde man den Prozess weniger populistisch und solider gestalten, würden sich noch weitere Interessenten finden." In der industriellen Welt gäbe es strategische Investoren, die sich mit der Sache beschäftigen wollten, bevor sie in den Nachrichten genannt werden. Denen hätte man keine Chance gelassen.
An dem Spitzentreffen im Kanzleramt nehmen neben den Spitzen der Regierung die Ministerpräsidenten der Länder mit Opel-Standort, Vertreter der drei Bieter Fiat, Magna und Ripplewood, des Opel-Mutterkonzerns General Motors und der US-Regierung teil. Nach Informationen der "Welt" hat auch der chinesische Konzern BAIC ein Angebot vorgelegt. Einem Zeitungsbericht zufolge sucht er für seine Opel-Offerte Hilfe von der Deutschen Bank.
Quelle: ntv.de, ddi/afp/dpa/rts