Krise noch nicht vorbei Osteuropabank-Chef warnt
11.07.2009, 11:53 Uhr
Thomas Mirow.
(Foto: REUTERS)
Der Chef der Osteuropabank, Thomas Mirow, hat vor übertriebenen Hoffnungen auf ein Ende der Wirtschaftskrise und auf einen Aufschwung im kommenden Jahr gewarnt. "Die Krise ist noch nicht vorbei", sagte der Präsident der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) der "Wirtschaftswoche". "Es ist zu früh für eine Entwarnung, vor allem wegen der wachsenden Probleme der Betriebe, Kredite für Investitionen zu bekommen." Zwar könne es 2010 eine Phase schwachen Wachstums geben, dennoch teile er nicht den Optimismus mancher Ökonomen, die im kommenden Jahr bereits einen globalen Aufschwung erwarten.
In den von der weltweiten Wirtschaftskrise besonders hart getroffenen Ländern Osteuropas sieht Mirow vor allem noch Gefahren im Finanzsektor. "Die Lage ist noch kritisch. Die meisten Länder Osteuropas sind nicht in der Lage, über große nationale Programme ihre Banken zu stützen", sagte er. Die Osteuropabank müsse nun vor allem dafür sorgen, dass sich die westlichen Banken nicht zurückzögen. Systemrelevante lokale Banken müssten gestärkt sowie die Niederlassungen und Töchter westlicher Banken stabilisiert werden. Eine zweite Frage sei, wie sich die Abhängigkeit von Krediten in Fremdwährung verringern lasse. "Das ist auch deshalb ein Problem, weil viele Staaten Osteuropas gegenwärtig kaum Finanzmittel auf dem eigenem Kapitalmarkt generieren können."
Keine schnelle Euro-Einführung
Vorschläge des Internationalen Währungsfonds (IWF) für einen beschleunigten Euro-Beitritt der osteuropäischen EU-Länder bezeichnete Mirow als nicht realistisch. Die Eurozone müsse auf ihre eigene Stabilität achten und könne daher die Einhaltung der Maastricht-Kriterien für Etatdefizit und Inflationsobergrenze nicht ignorieren. Von den zehn osteuropäischen EU-Mitgliedern haben bisher nur Slowenien und die Slowakei den Euro eingeführt.
Der frühere Finanzstaatssekretär sagte, besondere Sorgen bereite ihm die wirtschaftliche Lage in Lettland, Litauen, Estland und Ungarn. Außerhalb der EU sei die Ukraine eines der größten Sorgenkinder seiner Bank. "Und natürlich müssen wir wegen seiner Größe auch immer Russland im Blick haben." Er begrüße es, dass die russische Regierung ein Hilfsprogramm für den Bankensektor plane. "Wir warnen schon seit Monaten davor, dass der russische Bankensektor durch faule Kredite einen zusätzlichen Schlag bekommen dürfte", sagte Mirow.
Quelle: ntv.de, rts