Kostenexplosion Ostsee-Pipeline wird teuer
31.03.2008, 15:58 UhrDie umstrittene Gas-Pipeline durch die Ostsee wird nach neuesten Schätzungen der Betreiber mehr als zwei Mrd. Euro teurer als ursprünglich geplant. Der russische Gazprom-Konzern bezifferte in einem Schreiben an Investoren am Montag die Kosten auf 7,4 Mrd. Euro. Ein Sprecher des Betreiberkonsortiums Nord Stream bestätigte die Summe.
Ursprünglich hatten die Partner, zu denen der Energiekonzern E.on und der Chemieriese BASF gehören, mit mindestens fünf Mrd. Euro gerechnet. Durch die Pipeline soll ab 2011 Gas von Russland nach Deutschland strömen.
In den vergangenen Monaten war bereits deutlich geworden, dass die Kalkulation aus dem Jahr 2005 nicht zu halten sein wird. Der Aufsichtsratschef von Nord Stream, der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder, hatte erklärt, die Kosten könnten acht Mrd. Euro übertreffen. Die Betreiber kämpfen mit drastisch gestiegenen Stahlpreisen und Arbeitskosten. Die nun genannte Summe sei immer noch vorläufig, erklärte Nord Stream.
Eine detaillierte Aufstellung sei erst möglich, wenn die Verträge für die Verlegearbeiten der Röhre und die Logistik endgültig unter Dach und Fach seien. Das Budget solle in den kommenden drei Monaten festgezurrt werden.
In Polen, Estland, Lettland, Litauen und Schweden stoßen die Pläne auf erheblichen Widerstand. Russland wäre mit Hilfe der Pipeline bei den Gaslieferungen nach Deutschland nicht mehr auf das Transitland Polen angewiesen. Wegen Umweltauflagen und Sicherheitsbedenken aufgrund von Munitionsüberresten in der Ostsee musste Nord Stream alternative Streckenverläufe prüfen. Die Prüfungen haben dazu geführt, dass der ursprünglich für 2008 geplante Beginn der Rohrverlegung auf Sommer 2009 verschoben wurde. Nord Stream will die Arbeiten dadurch vorantreiben, dass es statt einem zwei Verlegungsschiffe einsetzt.
Von dem Bau der Pipeline soll auch der zweitgrößte deutsche Stahlkonzern Salzgitter profitieren. Das mit der Dillinger Hütte geführte Gemeinschaftsunternehmen Europipe hat von Nord Stream den Auftrag bekommen, Dreiviertel der Röhren des ersten Stranges zu schmieden. Das Auftragsvolumen von Europipe liegt Nord Stream zufolge bei über einer Milliarde Euro.
Quelle: ntv.de