Meldungen

Asche auf das Haupt Pierer zeigt Reue

Der frühere Siemens-Chef Heinrich von Pierer hat sich zu seiner politischen Verantwortung in der Korruptionsaffäre des Konzerns bekannt. "Wahrscheinlich hätte ich deutlicher sagen sollen, dass ich die politische Verantwortung trage für die Dinge, die während meiner Amtszeit geschehen sind", sagte der 67-jährige Manager der Wochenzeitung "Die Zeit". "Ich dachte, das bringe ich mit meinem Rücktritt als Aufsichtsratsvorsitzender deutlich genug zum Ausdruck", erklärte er weiter.

Von Pierer wies Kritik zurück, er habe Monate nach Bekanntwerden der Schmiergeldaffäre seinen Platz als Siemens-Aufsichtsratschef im Frühjahr 2007 zu spät geräumt. "Ich dachte, ich könnte im Aufsichtsrat mehr für Siemens tun als außerhalb", begründete er seine Entscheidung. Der Konzern hat die Höhe dubioser Zahlungen bisher auf 1,3 Mrd. Euro beziffert.

Von Pierer wies erneut Medienberichte zurück, wonach er persönlich Schmiergeldzahlungen angewiesen habe und Manager aufgefordert habe, sich wie "Soldaten von Siemens" zu verhalten. "Wer mich kennt, weiß: So rede ich nicht, das ist nicht meine Sprache. Und so wurde auch bei Siemens nie geredet", zitiert ihn das Blatt.

Gegen von Pierer wird in der Korruptionsaffäre nicht strafrechtlich ermittelt, die Justiz wirft ihm aber eine Verletzung seiner Aufsichtspflicht vor. Gegen den Manager läuft deshalb ein Bußgeldverfahren. Pierer, der von 1992 bis 2005 Siemens-Konzernchef und anschließend Aufsichtsratsvorsitzender war, wird auch im Münchner Siemens-Schmiergeldprozess als Zeuge erwartet. Er wolle "die Sache geradeheraus angehen", zitiert ihn das Blatt. "Wenn man zu so etwas hingeht, dann durch den Haupteingang und nicht hintenrum."

Kein Auftritt als Zeuge

Im Strafprozess gegen den ehemaligen Siemens-Manager Reinhard S. will von Pierer nicht als Zeuge vor Gericht aussagen. Er mache von seinem Recht Gebrauch, die Aussage zu verweigern, sagte von Pierers Anwalt Winfried Seibert der "Financial Times Deutschland". Dieses Recht hat von Pierer, weil die Münchner Staatsanwaltschaft ein Ordnungswidrigkeitenverfahren wegen Verletzung der Aufsichtspflicht gegen ihn eingeleitet hatte. Von Pierer war für den 20. Juni geladen gewesen.

In dem Prozess gegen Reinhard S. geht es um Untreue in 58 Fällen. Der frühere Manager der Siemens-Telekommunikationssparte Com hat gestanden, rund 53 Mio. Euro aus den Büchern des Konzerns in schwarze Kassen geschleust zu haben. Die Gelder dienten der Erlangung von Aufträgen im Ausland.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen