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LTU-Gäste sitzen fest Piloten streiken auch

Beim Ferienflieger LTU müssen Reisende mitten in der Urlaubszeit ab sofort mit weitreichenden Streiks der Piloten rechnen. Bei einer Urabstimmung votierten 96 Prozent der Mitglieder für unbefristete Arbeitskampfmaßnahmen, teilte die Pilotenvereinigung Cockpit in Neu Isenburg mit. Damit erhöhte die Gewerkschaft kurz vor einer weiteren Verhandlungsrunde massiv den Druck auf die LTU-Leitung. Erste Auswirkungen des schon seit Wochen schwelenden Tarifkonflikts bekamen tausende Fluggäste am Montagmorgen an den Flughäfen Düsseldorf und München zu spüren. Wegen kurzfristiger Arbeitsniederlegungen der Piloten saßen sie bis zu zwei Stunden fest.

Cockpit fordert nach früheren Angaben von LTU, die im März von Air Berlin gekauft wurde, sechs Prozent mehr Gehalt, das Management hat bislang drei Prozent geboten. In den Tarifverhandlungen für die rund 400 LTU-Piloten geht es nach Unternehmensangaben auch um Arbeitszeiten und Bestandsschutz. Die Pilotengewerkschaft Cockpit schweigt sich öffentlich zu diesen Prozentzahlen aus und wollte auch nichts zu möglichen weiteren Streikaktionen sagen.

Die Pilotenvereinigung hatte am Montag die Piloten von LTU und dem künftigen Schwesterunternehmen dba zu zweistündigen Warnstreiks aufgerufen. Bei LTU waren nach Unternehmensangaben allein am Montagmorgen etwa 2.100 Passagiere auf Flügen nach Griechenland, Türkei, Spanien und Dänemark betroffen. Außerdem schloss das Unternehmen nicht aus, dass in der Folge mehr als 1.000 Passagiere auf Rückflügen von LTU nach Deutschland bis zu zweistündige Verspätungen hinnehmen müssten.

Bei drei innerdeutschen Flügen von Air Berlin mit dba-Piloten und dba-Maschinen waren in München nach Angaben des Unternehmens 314 Passagiere betroffen. Die dba ist nach der Übernahme durch Air Berlin weiter eine rechtlich selbstständige Gesellschaft. Die Flugzeuge tragen aber das Logo Air Berlin. Laut Cockpit starteten am Montagmorgen 14 Flüge mit LTU- und dba-Piloten verspätet. Die Aktionen seien bewusst in die frühen Morgenstunden gelegt worden, um eine anschließende Beförderung aller Fluggäste sicherzustellen.

Air Berlin kündigte am Montag Vorkehrungen gegen mögliche weitere Warnstreiks von dba-Piloten im innerdeutschen Netz an. "Wir werden Vorsorge betreiben", sagte ein Sprecher von Air Berlin. Erhebliche Verspätungen sollen künftig verhindert werden, indem Ersatzvarianten für ausfallende dba-Flieger erarbeitet würden. dba habe 9 Flugzeuge.

"Wir sind eine gewerkschaftsfreie Zone. Bei uns gibt es keine Tarifauseinandersetzung", sagte ein Sprecher von Air Berlin. Cockpit wolle mit den Warnstreiks offenbar Druck auf die Gruppe ausüben. Die Strategie von Air Berlin-Chef Joachim Hunold ist es, die Gewerkschaften aus seinem Unternehmen herauszuhalten. Seit Jahren versucht etwa die Pilotengewerkschaft bei Air Berlin eine Personalvertretung zu etablieren.

Cockpit betonte in einer Mitteilung, die Arbeitgeberseite habe Mantel- und Vergütungstarifverträge für Piloten bei dba und LTU gekündigt. Wegen mehrmaliger Eigentümerwechsel gestalteten sich die Tarifverhandlungen darüber hinaus schwierig. An der Urabstimmung bei LTU hätten sich 91 Prozent der aufgerufenen Mitglieder beteiligt. Die Voraussetzung, dass 70 Prozent der aufgerufenen Mitglieder für Streiks stimmen, sei erfüllt. Bei dba habe schon im Februar eine Urabstimmung mit ähnlich hohen Ergebnissen stattgefunden, sagte eine Cockpit-Sprecherin.

Die LTU-Geschäftsführung setze nach wie vor auf eine Lösung am Verhandlungstisch, sagte ein Sprecher der Airline. Voraussichtlich am Donnerstag werde es ein weiteres Treffen mit Vertretern von Cockpit geben. "Ein Streik würde die LTU sehr hart treffen", unterstrich der Sprecher. Nach zahlreichen Verlustjahren wolle die LTU in diesem Jahr erstmals wieder schwarze Zahlen schreiben. Die LTU-Übernahme durch Air Berlin werde noch vom Kartellamt geprüft. Die Tarifverträge seien schon im vergangenen Jahr gekündigt worden.

Die LTU-Geschäftsführung besserte ihr Angebot in der vergangenen Woche auf. Details wurden nicht bekannt. Cockpit nannte keine Zahlen. Nach Ansicht von Branchenexperten sind Piloten derzeit in einer starken Verhandlungsposition, weil die Nachfrage nach ihnen weltweit hoch sei.

Quelle: ntv.de

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