Pich steckt bei VW zurück Porsche kommt zum Zug
23.10.2008, 07:47 UhrDer Volkswagen-Aufsichtsratschef Ferdinand Pich erwartet trotz der Reibereien mit Porsche einen erfolgreichen Abschluss der VW-Übernahme durch den Sportwagenhersteller. "Ein Zusammengehen von Volkswagen und Porsche ist richtig. Für beide Unternehmen und die Automobilindustrie in Deutschland", sagte Pich der "Bild"-Zeitung. "Wir alle wollen dieses Vorhaben erfolgreich abschließen."
Auf den Vorhalt, dass es danach im Moment aber nicht aussehe, sagte Pich: "Täuschen Sie sich nicht. Eine Aufgabe dieser Größenordnung wird nicht von heute auf morgen erledigt. Das muss sich entwickeln. Dabei werden auch Fehler gemacht. Auf allen Seiten." Entscheidend sei, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Alle Mitglieder der Familien Pich und Porsche würden hier an einem Strang ziehen.
Auf die Frage, ob Porsche VW beherrschen werde, sagte Pich: "Dagegen ist überhaupt nichts einzuwenden." Wichtig sei aber nicht nur die Frage der Beherrschung, sondern ein klares, starkes Führungsmodell für den zukünftigen Konzern, "Wir wollen ja keine austauschbare, kalte Finanzholding." Auch sei er sich sicher, dass sich der Auseinandersetzung zwischen den Betriebsräten der beiden Firmen lösen lasse. "Ich halte eine Besetzung des Aufsichtsrates mit jeweils drei Mitgliedern der Porsche- und Volkswagen-Arbeitnehmer für durchaus vernünftig."
Durststrecke für VW
Porsche-Chef Wendelin Wiedeking hatte jüngst angekündigt, noch 2008 den VW-Anteil auf über 50 Prozent auszubauen. Zurzeit hält Porsche gut 35 Prozent an Europas größtem Autokonzern. Branchenkreise erwarten, dass Porsche den Schritt über 50 Prozent im November machen wird. Seit Wochen wird vermutet, Pich wolle Wiedeking ablösen, weil der ihm im Zuge der VW-Übernahme zu mächtig geworden sei. Wiedeking liegt auch mit der mächtigen VW-Arbeitnehmervertretung über Kreuz.
Zu den Geschäftsaussichten sagte Pich, die Autoindustrie sollte sich angesichts der schwachen Konjunktur und der Finanzkrise auf eine Durstrecke einstellen. Auf die Frage, wann es VW treffe, nachdem sogar Toyota eine Gewinnwarnung ausgegeben habe, sagte der Aufsichtsratschef: "Gehen Sie davon aus, dass der Volkswagen-Konzern gestärkt aus der augenblicklichen Krise hervorgeht." Bis jetzt schlage sich VW sehr ordentlich. "2008 wird besser als 2007." Auf die Frage, ob VW also keine Hilfe vom Staat verlange, sagte Pich: "Wir wollen keinen Subventionswettlauf, wir brauchen einen fairen Wettbewerb."
Vor wenigen Tagen hatte VW-Vertriebsvorstand Detlef Wittig gesagt, VW wolle ohne große Produktionskürzungen durch die erwartete bis zu 18-monatige Flaute am Automarkt kommen. Für 2008 ging er dabei noch von einem kleinen prozentual einstelligen Absatzzuwachs aus. Bis Ende September hatte Volkswagen vier Prozent mehr Personenwagen verkauft als ein Jahr zuvor und sich damit besser geschlagen als die meisten Konkurrenten. 2009 werde VW beim Absatz "zumindest das halten, was wir 2008 verkaufen", hatte er hinzugefügt.
Quelle: ntv.de