Fusion mit VW? Porsche vor Entscheidung
04.05.2009, 11:59 UhrDie Eigentümerfamilien der Porsche Automobil Holding SE wollen am Mittwoch über einen Zusammenschluss mit Volkswagen beraten. Damit hätte der Stuttgarter Sportwagenbauer Zugriff auf die Kasse von Europas größtem Automobilbauer und könnte seinen Schuldenberg von derzeit rund neun Mrd. Euro reduzieren, verlautete aus dem Umfeld des Konzerns.
Über die künftige Struktur eines Porsche-Volkswagen-Konzerns sei noch keine endgültige Entscheidung gefallen, hieß es weiter. Ebenso wenig hätten die Eigentümerfamilien Porsche und Piech beschlossen, wer das Unternehmen führen solle - der Porsche-Vorstandsvorsitzende Wendelin Wiedeking oder VW-Chef Martin Winterkorn.
Porsche war in finanzielle Schwierigkeiten geraten, nachdem der Sportwagenbauer im Januar seinen Anteil an dem Wolfsburger Konzern auf rund 51 Prozent aufgestockt hat. Nur nach monatelangen zähen Verhandlungen mit den Banken hatten die Zuffenhausener vor wenigen Wochen einen Kredit von zehn Mrd. Euro zur Ablösung eines fälligen Darlehens in gleicher Höhe zum Kauf der VW-Anteile erhalten. Seither machen Spekulationen die Runde, Porsche könne sein Sportwagengeschäft an VW verkaufen, um die Milliardenschulden zu reduzieren.
Schulden nahezu verdreifacht
Der Porsche-Aufsichtsratsvorsitzende dementierte entsprechende Medienberichte. "Porsche wird nicht an Volkswagen verkauft", sagte Wolfgang Porsche. Wie die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" berichtete, stellt sich der Porsche-Kontrolleur damit gegen seinen Cousin und VW-Aufsichtsratsvorsitzenden Ferdinand Piech, der sich dem "Focus" zufolge für einen Verkauf der Porsche AG an Volkswagen für rund elf Mrd. Euro ausgesprochen hatte. Damit wären die Familien auf einen Schlag schuldenfrei.
Ein Porsche-Sprecher hat inzwischen auch einen "Spiegel"-Bericht zurückgewiesen, wonach Porsche Optionen auf VW-Aktien in Höhe von 57 Mrd. Euro besitze. Sollte Porsche die Optionen auslaufen lassen, würden die Banken in großem Stil VW-Aktien verkaufen, wodurch der Wert der VW-Papiere deutlich sinken dürfte. Dies wiederum würde zu erheblichen Wertberichtigungen bei Porsche führen.
Aus Finanzkreise verlautete, Porsches Finanzvorstand Holger Härter habe nun ein Modell für die Optionen auf VW-Anteile entwickelt, die es Porsche ermöglichen, die Geschäfte nicht zu einem bestimmten Datum tätigen zu müssen. Im Gegenzug wird Porsche allerdings erhebliche Gebühren zahlen müssen.
Porsche hatte durch die Geschäfte mit Volkswagen-Aktien im ersten Geschäftshalbjahr (zum 31. Januar) 6,8 Mrd. Euro verdient und damit die schwachen Verkäufe von Sportwagen mehr als ausgeglichen. Vor Steuern hatten die Stuttgarter insgesamt 7,3 Mrd. Euro verdient. Gleichzeitig hatten sich durch die Aufstockung der Anteile an VW jedoch auch die Schulden nahezu verdreifacht.
Quelle: ntv.de