Verdi macht Ernst Post-Streik ab Mai
19.04.2008, 15:25 UhrBundesbürger und Unternehmen müssen sich ab Anfang Mai auf einen massiven und unbefristeten Streik bei der Deutschen Post einstellen. Die Gewerkschaft Verdi kündigte am Samstag eine Urabstimmung und einen unbefristeten Streik vom 02. Mai bei dem Konzern an. Zuvor waren die Tarif-Verhandlungen beider Seiten in Düsseldorf gescheitert. Bis Anfang Mai soll es Verdi zufolge zudem weiter Warnstreiks geben.
"Die Beschäftigten sind stinkesauer und sie werden das der Deutschen Post AG in den kommenden Tagen eindrucksvoll beweisen", kündigte Verdi-Verhandlungsleiterin Andrea Kocsis an. Nur mit einem "einigungsfähigen Angebot" könne der Konzern den unbefristeten Ausstand noch abwenden.
Hauptstreitpunkt bei den Tarifgesprächen, die am Donnerstag in Düsseldorf begonnen hatten, waren die Arbeitszeiten für die Beamten und Angestellten bei der Post. Kocsis warf dem Post- Management unter dem neuen Konzernchef Frank Appel vor, die Arbeitszeiten der Beschäftigten massiv erhöhen und damit letztlich 12.500 Stellen im Konzern streichen zu wollen. Die Post habe zwar ein Angebot vorgelegt, doch dies sei eine "pure Provokation" gewesen. Die Tarifkommission habe die Verhandlungen zu Arbeitszeit und Kündigungsschutz deshalb einstimmig für gescheitert erklärt.
Friedenspflicht bei Lohnabschluss
Zudem hatten beide Seiten noch erfolglos über einen Lohnabschluss gesprochen. Für diesen Themenkomplex herrscht aber noch bis Ende April Friedenspflicht. Das Angebot der Post habe insgesamt ein Volumen von nur zwei Prozent über 26 Monate gehabt, betonte Kocsis. Die Mitarbeiter sollten länger arbeiten und dafür solle ihnen auch noch in die Tasche gegriffen werden.
Die Gewerkschaft ruft nun für die Zeit vom 25. April bis 29. April zu Urabstimmungen unter den Beschäftigten auf. Am 30. April will sie das Ergebnis bekannt geben, ab 2. Mai soll dann der unbefristete Arbeitskampf beginnen. Ein Post-Sprecher sagte, ein Streik sei nicht notwendig, da der Konzern weiter "uneingeschränkt gesprächsbereit" sei. Ein Arbeitskampf sei weder im Interesse des Unternehmens noch der Beschäftigten. Der Konzern hoffe, ihn noch abwenden zu können.
."Die Deutsche Post bleibt bei ihrer konstruktiven Grundhaltung und ist uneingeschränkt gesprächsbereit", betonte der Verhandlungsleiter der Post, Personalvorstand Walter Scheurle. Man habe ein attraktives Angebot vorgelegt. Darin sei eine Verlängerung des Kündigungsschutzes bis Juni 2011 und einen Anstieg der Löhne in den nächsten zwei Jahren um rund 5,5 Prozent vorgesehen. Im Gegenzug sollten die Arbeitszeiten angehoben werden. Arbeitnehmer sollten künftig eine halbe Stunde länger pro Woche arbeiten, Beamte 41 statt 40 Stunden.
Feuerprobe für Post-Chef Appel
Verdi hatte für die Tarifbeschäftigten sieben Prozent mehr Lohn und einen Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis zum 30. Juni 2011 gefordert. Zudem soll eine Verlängerung der wöchentlichen Arbeitszeit von 38,5 Stunden bei der Post verhindert werden, um Arbeitsplätze zu sichern. Die Gewerkschaft hatte ihre Forderung bereits mit Warnstreiks unterstrichen, durch die Mio. von Paketen und Päckchen nur mit großer Verspätung ihre Kunden erreichten.
Appel muss sich mit dem Arbeitskampf nun auf die ersten große Herausforderung in seiner Amtszeit einstellen. Zuletzt hatte es in Deutschland 1994 einen großen Post-Streik gegeben.
Quelle: ntv.de