Deutsche Bank steigt ein Postbank-Deal perfekt
12.09.2008, 13:40 UhrDie Deutsche Bank übernimmt für fast 2,8 Mrd. Euro 29,75 Prozent der Postbank. Dies teilten die Deutsche Bank und der Postbank-Mutterkonzern Deutsche Post mit. Damit wird die größte Deutsche Bank größter Einzelaktionär der Postbank. Den Preis bezahlt die Deutsche Bank in bar. Der Einstieg wird im ersten Quartal des kommenden Jahres vollzogen, vorbehaltlich der Zustimmung der Aufsichts- und Kartellbehörden sowie der Bundesregierung.
Die Bundesregierung gab dafür bereits grünes Licht. Nach den Worten von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück hat der Bund zwar ein Vetorecht bis zum 31. Dezember. "Wir werden diese Vetoposition nicht einlegen", sagte der SPD-Politiker in Nizza.
Der Vorstandschef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, sagte, die Deutsche Bank habe sich zu "attraktiven Konditionen" an einer der führenden Privatkundenbanken in Deutschland beteiligt. "Dies ist eine gute Finanzinvestition, stärkt unser eigenes Privatkundengeschäft und schafft Wert für unsere Aktionäre." Gleichzeitig eröffne die Option, die Beteiligung an der Postbank in Zukunft aufzustocken, zusätzliche langfristige Wachstumsmöglichkeiten.
Verkaufsoption für Deutsche Bank
Zur Finanzierung plant die Deutsche Bank eine Kapitalerhöhung von bis zu zwei Mrd. Euro. Die Deutsche Bank erhält die Option von der Deutschen Post, ein weiteres Aktienpaket in Höhe von 18 Prozent an der Postbank für 55 Euro je Aktie zu erwerben. Außerdem räumt die Deutsche Post der größten deutschen Bank ein Vorkaufsrecht für die verbleibenden Aktien an der Postbank ein.
Weiterhin haben Deutsche Bank mit ihren weltweit 14 Mio. Privat- und Geschäftskunden und Postbank mit 14,5 Mio. Kunden in Deutschland vereinbart, in mehreren Bereichen zu kooperieren. Hierzu zählen der Vertrieb von Immobilienfinanzierungen und Investmentprodukten. In dieser Zusammenarbeit liege für beide Partner ein beträchtliches Ertragspotenzial, hieß es.
Um sich gegen einen möglichen Kursverfall im Zuge der Finanzkrise abzusichern, erhält die Deutsche Post ihrerseits eine Verkaufsoption: Sie kann ihren verbleibenden Anteil an der Postbank von 20,25 Prozent plus einer Aktie zum Preis von 42,80 Euro je Aktie an die Deutsche Bank veräußern. Diese Option kann sie zwischen 21 und 36 Monaten nach dem Abschluss des Verkaufs der Minderheitsbeteiligung an die Deutsche Bank ausüben.
Um die Postbank hatte sich auch die spanische Banco Santander beworben. Sie wollte das Geldinstitut komplett übernehmen.
Deutsche Bank vergrößert Abstand
Die Preisfrage war in den Verhandlungen der Post mit der Deutschen Bank bis zuletzt der Hauptknackpunkt. Ursprünglich hatte der Logistikkonzern einen zweistelligen Milliardenbetrag angepeilt, doch der Postbank-Aktienkurs ist in den vergangenen Monaten vor allem im Zuge der Finanzkrise um bis zu 30 Prozent eingebrochen. Wegen auseinanderklaffender Preisvorstellungen waren die Gespräche zeitweise sogar zum Erliegen gekommen.
Mit dem Kauf des Anteils bei der Postbank steigt die Deutsche Bank auch zur mit Abstand größten Filialbank in Deutschland auf. Die Übernahme ist bereits die zweite große Bankenfusion in Deutschland innerhalb weniger Wochen. Ende August hatte die Commerzbank angekündigt, die Dresdner Bank für knapp zehn Mrd. Euro zu übernehmen.
Wohl kein großer Jobabbau
Bei einem Zusammenschluss von Deutscher Bank und Postbank werden nach Ansicht des Zentrums für europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) weniger Arbeitsplätze wegfallen wie bei der bereits perfekten Übernahme der Dresdner Bank durch die Commerzbank. Da die Deutsche Bank ihr Privatkundengeschäft weiter ausbauen wolle, würden voraussichtlich nur wenige Beschäftigte mit direktem Kundenkontakt im Zuge einer vollständigen Postbank-Übernahme das Institut verlassen müssen, prognostizierte ZEW-Wissenschaftler Matthias Köhler.
Stellenstreichungen kämen mittel- bis langfristig vor allem auf die Verwaltung zu. Ohnehin habe die Gewerkschaft Verdi kürzlich für Mitarbeiter in den Postbank-Filialen einen Kündigungsschutz bis 2011 vereinbart.
Die Gewerkschaft Verdi befürchtet dagegen, dass bei einem Verkauf der Post-Tochter an die Deutsche Bank Tausende Arbeitsplätze verloren gehen. Bei der Übernahme der Dresdner Bank durch die Commerzbank fallen 9000 Stellen weg, 6500 allein in Deutschland.
Quelle: ntv.de