Operativ trotzdem besser Premiere-Technik gehackt
06.02.2008, 08:25 UhrDer Bezahlfernsehsender Premiere hat massive Probleme mit der Verschlüsselung seines Programms. Die vom Schweizer Konzern Kudelski hergestellte Verschlüsselungstechnik sei von Hackern geknackt worden, räumte der Münchener Sender am Mittwoch ein.
Im Ausland hergestellte illegale Receiver, die den Empfang des Programms ohne Abonnement erlaubten, seien in Deutschland in größerem Umfang verkauft worden. Das habe sich seit dem Weihnachtsgeschäft auch auf den Vertrieb ausgewirkt, hieß es. Die Folgen seien aber "nicht verheerend", sagte ein Sprecher von Premiere.
Ab April will Premiere nun eine neue Verschlüsselungstechnik einführen. Die Smart-Cards würden ausgetauscht, auch die neuen kämen aber von Kudelski, betonte der Sprecher. Ein seit Dienstag vorliegendes Gutachten habe die Sicherheitslücke aufgedeckt. Über Schadenersatzansprüche wolle Premiere mit den Schweizern reden, juristische Schritte seien aber nicht geplant.
Kudelski bezifferte seine Kosten für den Kartenaustausch auf einen einstelligen Mio.-Franken-Betrag. Befürchtungen, den Vertrag zu verlieren, haben die Schweizer nicht. Er laufe bis 2012 mit der Möglichkeit einer Verlängerung um drei Jahre. Die Kudelski-Aktie brach dennoch um 13 Prozent ein. Premiere legten dagegen um 0,7 Prozent auf 14,11 Euro zu.
Premiere veröffentlichte am Mittwoch zudem Eckdaten für das Geschäftsjahr 2007: Das operative Ergebnis (Ebitda) verbesserte sich auf gut 83 (2006: 48) Mio. Euro. Der Umsatz ging aber auf 985 Mio. Euro zurück, nachdem es im Jahr zuvor noch 1,05 Mrd. waren. Der Vorstand hatte zuletzt einen Umsatz von einer Milliarde Euro sowie ein Ebitda von 80 Mio. bis 100 Mio. in Aussicht gestellt.
Premiere war immer wieder das Ziel von Hackern, die versucht haben, die Verschlüsselungstechnologien zu knacken. Diesmal handelt es sich aber offenbar um einen schwerwiegenderen Fall, da Premiere explizit von wirtschaftlichen Auswirkungen spricht. Die Zahl der Abonnenten lag Ende 2007 bei 4,279 Mio. Davon waren 3,651 direkt bei Premiere unter Vertrag, hinzu kamen über Arena und Unitymedia noch einmal 628 000 indirekte Kunden. Ursprünglich hatte Premiere auf insgesamt 4,4 Mio. Abonnenten zum Jahresende gehofft.
Quelle: ntv.de