Aus für Boulevard-Magazine ProSieben streicht Jobs
17.07.2007, 13:12 UhrDer TV-Konzern ProSiebenSat.1 tritt nach der milliardenschweren Übernahme der europäischen Sender-Kette SBS auf die Kostenbremse und streicht konzernweit rund 200 Jobs. 180 davon werden in Deutschland unter anderem durch die Einstellung der beiden Boulevard-Magazine "Sat.1 am Mittag" und "Sat.1 am Abend" hinfällig, die übrigen 20 Arbeitsplätze fallen durch die geplante Schließung der SBS-Zentrale in Amsterdam weg.
Nach einer Analyse der Strukturen und Aktivitäten der Gruppe habe man sich entschlossen, Sparpotenziale auszuschöpfen, erklärte ProSiebenSat.1-Chef Guillaume de Posch. Es handele sich aber um einen "Übergangseffekt": "Durch den weiteren Ausbau der Geschäftsaktivitäten der ProSiebenSat.1-Gruppe wird es mittelfristig wieder zu einem Aufbau von Stellen kommen." Im harten Wettbewerb auf dem Fernsehmarkt biete der Zusammenschluss mit SBS große Chancen. "In SBS haben wir den perfekten Partner", sagte de Posch.
In Deutschland soll 100 Arbeitsplätze in Berlin und 80 in München gestrichen werden. Von dem Stellenabbau sind 80 befristete Verträge betroffen. Die Maßnahme soll so sozialverträglich und fair wie möglich über die Bühne gehen und bis 2009 abgeschlossen sein. De Posch bekräftigte, dass die Sendelizenz von Sat.1 durch die Einstellung von drei Magazinprogrammen nicht gefährdet sei.
Kein Druck von KKR oder Permira
Ein Teil des Jobabbaus ergibt sich aus dem Aus für die Boulevard- Magazine "Sat.1 am Mittag" und "Sat.1 am Abend", die am Montag letztmals ausgestrahlt worden waren. De Posch verteidigte die Einschnitte, die allein vom Management der Gruppe beschlossen worden seien und "nicht auf Druck von Gesellschaftern wie KKR und Permira".
Nach den Worten von Sat.1-Geschäftsführer Matthias Alberti sind von der Absetzung der beiden Sat.1-Boulevard-Magazine insgesamt 54 Beschäftigte betroffen. Die Magazine hätten sich nicht rentabel verkaufen lassen. Auch die vom Nachrichtensender N24 produzierten Nachtnews stelle Sat.1 Ende August ein, dies liege allerdings vor allem an der geringen Zuschauernachfrage, sagte Alberti. Personelle Auswirkungen seien dadurch nicht zu erwarten. Weitere Sendungen sollten nicht wegfallen.
Das Sat.1-Management habe alle Sendungen auf Leistung und Rentabilität überprüft. Bei der Programmreform würden einige Formate ersetzt, "die diesen Ansprüchen nicht genügen".
ProSieben Sat 1 war erst vor einigen Monaten von den Finanzinvestoren KKR und Permira übernommen worden. Sie hatten die Verschuldung stark erhöht, indem sie die TV-Gruppe mit der Senderkette SBS verknüpften. Aktionärsvertreter kritisierten vor allem den hohen Kaufpreis.
ProSiebenSat.1 hatte die SBS Broadcasting Group für 3,3 Mrd. Euro übernommen. Die Akquisition ist kreditfinanziert. Zusammen kommen beide Unternehmen auf rund drei Mrd. Euro Umsatz und 6.000 Beschäftigte.
Quelle: ntv.de