Infineon wird Aktien nicht los Qimonda will zukaufen
29.01.2008, 15:30 UhrDer Infineon-Konzern will sich weiterhin rasch von seiner verlustreichen Speicherchip-Tochter Qimonda trennen. "Das Umfeld ist ein wenig schwierig", sagte Infineon-Finanzvorstand und Qimonda-Aufsichtsratschef Peter Fischl. Dennoch halte der Konzern am Zeitplan fest: Spätestens bis zur Hauptversammlung 2009 soll die Beteiligung von derzeit gut 77 auf deutlich unter 50 Prozent sinken.
Er schließe auch eine frühere Lösung nicht aus, sagte Fischl. "Wir sind nicht auf das Frühjahr 2009 kapriziert." Allerdings ist derzeit eine deutliche Verbesserung der Lage bei Qimonda nicht in Sicht. Nach drastischen Verlusten zum Start ins neue Geschäftsjahr sieht die Infineon-Tochter noch keine durchgreifende Erholung der Preise für Speicherchips. "Derzeit haben sich die DRAM-Preise auf niedrigem Niveau stabilisiert, und das verkaufte Volumen im Markt ist gesund", sagte Qimonda-Chef Kin Wah Loh vor einer Handvoll Aktionären auf der Hauptversammlung in München. Es lasse sich aber nicht prognostizieren, wann sich die Preise nachhaltig erholen. "Im aktuellen Marktumfeld ist es oberste Priorität, unsere Stückkosten zu reduzieren und unsere Produktivität zu verbessern."
Preiseinbruch verdecke Fortschritte
Im ersten Quartal 2007/08 (30. September) hatte Qimonda einen Verlust von 598 Millionen Euro verbucht nach einem Minus von 265 Millionen Euro im Vorquartal. Der drastische Preiseinbruch verdecke die Fortschritte, die Qimonda erzielt habe, sagte Loh. So seien das Produktportfolio verbreitert und die Produktivität erhöht worden. Im laufenden Geschäftsjahr rechnet Qimonda mit einem deutlichen Anstieg der Nachfrage. Mit konkreten Umsatz- und Ertragsprognosen hält sich das Unternehmen wegen der starken Schwankungen im Markt weiter zurück.
Die schwache Entwicklung bei Qimonda belastet auch die Ergebnisse und den Aktienkurs von Infineon. Der Buchwert der Qimonda-Aktie in den Infineon-Büchern lag Ende des ersten Quartals 2007/08 (30. September) laut Fischl bei etwa 12 Dollar. Durch die Verrechnung der Verluste ergab sich dieser leicht gesunkene Wert, einen zusätzlichen Abschreibungsbedarf sah Infineon laut Fischl nicht, obwohl die Qimonda-Aktie in den vergangenen Monaten deutlich darunter lag. "Diese Momentaufnahme ist nicht repräsentativ." Am Montagabend hatte die Aktie an der US-Börse mit einem Kurs von 5,40 Dollar geschlossen. Der Ausgabepreis im August 2006 hatte 13 Dollar betragen.
Infineon will sich ganz vom schwankungsanfälligen Geschäft mit Speicherchips trennen. Ein Verkauf größerer Qimonda-Aktienpakete über die Börse ist derzeit aber nur schwerlich machbar. Notfalls will Infineon die Qimonda-Aktien in Form einer Sonderdividende an die eigenen Aktionäre verschenken. Der Andrang bei der Qimonda- Hauptversammlung hielt sich wie schon im Vorjahr extrem in Grenzen. Das Unternehmen ist in den USA notiert, nur wenige Aktien sind im Besitz von Privatanlegern in Deutschland. Vor der Hauptversammlung hatte Loh in einem Interview mit dem "Handelsblatt" angekündigt, die schwierige Branchenlage werde möglicherweise für Zukäufe genützt. "Wir schauen uns um und halten uns alle Optionen offen."
Quelle: ntv.de