ProSieben bricht ein RTL trotzt Werbeflaute
06.11.2008, 12:20 UhrPrivatfernseh-Branchenprimus RTL hat die Talfahrt auf dem deutschen Werbemarkt bisher offenbar besser weggesteckt als Konkurrent ProSiebenSat. Während die Münchener Senderfamilie im dritten Quartal in die roten Zahlen rutschte und der Umsatz um 3,3 Prozent zurückging, verzeichnete RTL im gleichen Zeitraum einen deutlichen Anstieg beim operativen Ergebnis (Ebita) und ein Umsatzplus von drei Prozent, wie die beiden Unternehmen am Dienstag mitteilten.
Wegen der trüben Aussichten wollte ProSiebenSat.1-Vorstandsmitglied Patrick Tillieux die erst im September reduzierte Ergebnisprognose nicht bekräftigen. RTL ist dagegen "vorsichtig optimistisch", seinen operativen Gewinn wie geplant zu steigern.
ProSiebenSat.1-Chef Giullaume de Posch kündigte angesichts der Zurückhaltung der Werbekunden an, den Gürtel enger zu schnallen: "Wie viele andere Marktteilnehmer müssen auch wir unser Haus winterfest machen." Der Sender müsse die Kosten in den Griff kriegen, um für die Zukunft gewappnet zu sein. Dieser Satz sorgte bei den Angestellten des Senders Sat.1 in Berlin für Missstimmung. Sie befürchten, aus Kostengründen zur Münchener Zentrale umziehen zu müssen. Für Freitag haben die Fernsehmacher in der Hauptstadt deshalb zu einer Demonstration aufgerufen.
ProSiebenSat.1 verzeichnete im Zeitraum von Juli bis Ende September einen Verlust von elf Mio. Euro, nachdem im Vorquartal noch ein Nettogewinn von 60 Mio. Euro eingefahren wurde. Der Umsatz schrumpfte wegen der schwachen Entwicklung im deutschen Werbegeschäft um 3,3 Prozent auf 646,5 Mio. Euro. Daneben laufe das auf Druck des Kartellsamts neu ersonnene Werbezeiten-Verkaufsmodell immer noch nicht rund, hieß es in der Pressemitteilung. Die gute Entwicklung im internationalen Geschäft habe die Delle auf dem Heimatmarkt allerdings etwas abmildern können.
Europas größtem TV-Konzern RTL Group bereiten die knauserigen Werbekunden dagegen offenbar weniger Schwierigkeiten. Im dritten Quartal stieg der Umsatz um drei Prozent auf 1,19 Mrd. Euro. Der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebita) kletterte um 42 Prozent auf 75 Mio. Euro. Das Ergebnis im Vorjahreszeitraum war allerdings durch eine Kartellstrafe belastet worden. Die Tochter des Gütersloher Medienkonzerns Bertelsmann freute sich besonders, in der Zielgruppe der 14- bis 49-jährigen Zuschauer und beim Werbemarktanteil "deutlich" vor dem Hauptrivalen ProSiebenSat.1 zu liegen.
Quelle: ntv.de