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Steuerfahnder kommen Razzien nach Ostern

In der Liechtensteiner Steueraffäre soll nach Ostern eine zweite Welle von Durchsuchungen beginnen. Wie die "Süddeutsche Zeitung" in ihrer Ausgabe vom Montag berichtet, planen die Fahnder etwa dreißig Durchsuchungen. Bei der ersten Aktion hätten die Behörden etwa 120 Büros und Wohnungen von mutmaßlichen Steuersündern durchsucht. Die Zeitung beruft sich auf Informationen aus Ermittlerkreisen. Bei den bevorstehenden Razzien sollen Familienstiftungen mit vielen Zu- und Abflüssen im Mittelpunkt stehen.

Die Ermittler gehen dem Verdacht nach, dass Unternehmenslenker bei der Liechtensteiner LGT Treuhand große Millionensummen Schwarzgeld gebunkert hatten. Bei den anstehenden Verfahren handelt es sich durchweg um kompliziertere, größere Fälle, zu deren Aufarbeitung auch Beamte der Konzern- und der Großbetriebsprüfung herangezogen werden. Bei den ersten Hausbesuchen waren vor allem schlummernde Stiftungen mit gut dokumentierten, nicht versteuerten Zinserträgen aufgeflogen. Jetzt gehe es "gegen aktive Stiftungen", sagt ein Ermittler. Die dritte Welle werde dann für Mai erwartet.

Eventuell Strafmilderung

Nach dem derzeitigen Stand wollen die Fahnder dem Bericht zufolge in dem nur die Fürstenbank betreffenden Komplex noch etwa 450 Verfahren abwickeln. Es ist nicht abzusehen, ob und wie viele Verfahren im Bereich der Vaduzer Vontobel Treuhand AG entstehen und ob es im Fall der Liechtensteinischen Landesbank zu einer Übergabe von etwa 2325 Kundendaten kommen wird. Erpresser, die in Rostock in Haft sitzen, sollen über eine solche Datei verfügen. Ihre Anwältinnen sondieren derzeit, ob die Übergabe des Datenträgers an Ermittler zur Strafmilderung in dem bevorstehenden Prozess führen würde.

Die Zahl der Verfahren im LGT-Komplex ist auch wegen der großen Zahl an Selbstanzeigen unübersichtlich geworden. Der Steuerfahndung Wuppertal und der Staatsanwaltschaft Bochum liegen derzeit knapp 140 Selbstanzeigen aus diesem Bereich vor. Es muss geklärt werden, ob sie den Anforderungen genügen. Bei Selbstanzeigen muss der hinterzogene Betrag plus sechs Prozent Zinsen gezahlt werden, während bei Strafverfahren sogar Freiheitsstrafen drohen. Aber nicht nur wegen der Liechtenstein-Gelder regnet es Selbstanzeigen; die Ermittler registrierten mittlerweile 140 weitere Selbstanzeigen von Steuersündern, die ihr Geld in anderen Ländern bei anderen Banken gebunkert hatten.

Angst um sein Leben

Für Irritationen unter den Ermittlern sorgt, dass der Bundesnachrichtendienst (BND) offenbar in den vergangenen Wochen über Teile des Verfahrens informiert worden sein soll. Es ist unklar, wo die undichte Stelle sitzt. Der Liechtensteiner Informant, der dem BND die Dateien von LGT-Kunden verkauft hat, muss Medienberichten zufolge um sein Leben fürchten. Er soll sich per Mail über seine Enttarnung beschwert und einen erneuten Wechsel seiner Identität verlangt haben.

Quelle: ntv.de

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