Kampf um Discounter-Kette Rewe tritt als Retter auf
26.04.2008, 14:39 UhrAngesichts des drohenden Scheiterns der Übernahme des Discounters Plus durch Edeka bietet sich der Konkurrent Rewe als Retter an. Er sei jederzeit zu Gesprächen über Plus bereit, betonte Rewe-Chef Alain Caparros. Bislang habe es keine Kontakte gegeben. Das Bundeskartellamt hatte Anfang April angekündigt, es wolle den Plus-Kauf durch Edeka wegen einer "überragenden Marktstellung" untersagen. Nach Informationen der "WirtschaftsWoche" wollen Edeka und Plus-Eigentümer Tengelmann bei einem möglicherweise entscheidenden Treffen mit der Behörde am Montag weitgehende Zugeständnisse anbieten, um das Geschäft doch noch zu retten.
Caparros sagte, auch im Interesse der Mitarbeiter von Plus müsse nach einer zukunftsfähigen Lösung für den Discounter gesucht werden. Plus hat in Deutschland rund 27.000 Beschäftigte in mehr als 2900 Filialen. Zuletzt war spekuliert worden, Plus könnte bei einem Scheitern der Übernahme durch Edeka am Widerstand des Bundeskartellamts die Insolvenz drohen.
Wie geht es Plus?
In der Branche heißt es seit längerem, der Kette aus dem Tengelmann-Konzern gehe es wirtschaftlich nicht gut. Zudem hätten zahlreiche wichtige Manager das Unternehmen angesichts der Verkaufspläne verlassen.
Nach ursprünglichen Plänen sollten die Plus-Filialen mit denen der Edeka-Discountkette Netto zusammengelegt werden. Damit entstünde der nach Aldi und Lidl drittgrößte deutsche Discounter mit rund 4100 Läden und einem Jahresumsatz von knapp elf Milliarden Euro.
Lieferanten unter Druck
Nach Einschätzung des Kartellamts hätte die neue Kette aber eine zu starke Marktposition in mehreren Regionen. Die Behörde stört sich auch daran, dass nach einer Fusion nicht nur der Einkauf für die beiden Ketten zusammen erledigt werden sollte, sondern auch noch für die Tengelmann-Märkte Kaiser's. Dadurch könnten Lieferanten unter Druck gesetzt werden, warnen die Wettbewerbshüter.
Laut "WirtschaftsWoche" stellt sich Tengelmann nun darauf ein, bis zu 800 Plus-Filialen an Wettbewerber abzugeben. Auch auf die Einkaufs-Kooperation mit Kaiser's solle nun verzichtet werden, heißt es unter Berufung auf Insider. In der Branche gilt es als offen, ob solche Zugeständnisse die Wettbewerbshüter umstimmen können. Das Kartellamt will bis zum 16. Mai eine Entscheidung über die Fusion treffen. Es verlängerte die Frist von Ende April auf Anfrage der Unternehmen.
Rewe hofft auf das Kartellamt
Caparros zeigte sich zuversichtlich, dass ein Kauf von Plus durch Rewe Zustimmung beim Kartellamt finden könnte. Die Wettbewerbsposition sei eine andere als im Fall Edeka - des größten deutschen Lebensmitteleinzelhändlers mit einem Marktanteil von 25 Prozent. Edeka soll an dem neuen Gemeinschaftsunternehmen "Netto Marken-Discount" mit 70 Prozent die Mehrheit halten. Edeka hatte Rewe im vergangenen November im Bieterwettstreit um Plus überboten. Rewe ist im Discounter-Bereich mit der Kette Penny aktiv.
Quelle: ntv.de