Betaferon-Pläne gestoppt Rückschlag für Bayer
29.10.2007, 15:19 UhrDer Pharma- und Chemiekonzern Bayer zieht einen teuren Schlussstrich unter seine Expansionspläne mit seinem lukrativen Multiple-Sklerose-Mittel Betaferon. Bayer stoppt die Pläne für eine höher dosierte Version von Betaferon nach dem Fehlschlag einer Studie und schreibt im dritten Quartal deshalb 152 Mio. Euro ab. Die Geschäftszahlen will Bayer am 6. November veröffentlichen.
Bayer hatte Betaferon in einer höheren Dosierung von 500 Mikrogramm gestestet und mit der halb so hohen Standarddosierung sowie mit dem Konkurrenzpräparat Copaxone des israelischen Pharmakonzerns Teva verglichen. Dabei habe sich gezeigt, dass das höher dosierte Betaferon nicht besser wirkt als die Standarddosierung und auch nicht wirksamer ist als das Konkurrenzpräparat, erklärte der Konzern. Auf eine Zulassung der höheren Dosierung werde Bayer nun verzichten. Bayer wollte damit das Anwendungsspektrum des Präparats erweitern und für mehr Umsatz sorgen.
Analysten der Citigroup zufolge hätte eine Hochdosisversion die Marktanteilsverluste von Betaferon in den USA gegenüber dem Konkurrenzpräparat Rebif der Darmstädter Merck KG verlangsamen können. Rebif habe dort inzwischen 19 Prozent am Markt, Betaferon nur noch 13 Prozent. Betaferon konkurriert neben Copaxone auch mit dem Mittel Avonex des US-Biotechkonzerns Biogen Idec.
Das mit Schering zu Bayer gekommene Betaferon erwirtschaftete im vergangenen Jahr einen Umsatzzuwachs von 14,3 Prozent auf 991 Mio. Euro und war damit das umsatzstärkste Medikament der Bayer-Pharmasparte. Für dieses und das nächste Jahr erwartet Bayer jeweils ein Umsatzplus von sieben bis neun Prozent für Betaferon.
"Die Standarddosierung von Betaferon 250 Mikrogramm ist die optimale Dosis für Patienten, die mit einer Behandlung beginnen", erklärte Douglas Goodin von der University of California, der die Studie betreute. An der Untersuchung nahmen 2244 Patienten mit schubförmiger Multiplen Sklerose teil, die noch nicht behandelt worden waren. Weltweit leiden 2,5 Millionen Menschen an der chronischen Autoimmun-Erkrankung, die die Nerven der Patienten irreparabel schädigt und zu schweren Lähmungen bis hin zum Tod führen kann.
Quelle: ntv.de