Satraplatin vor dem Aus Rückschlag für GPC
31.10.2007, 06:40 UhrDie Zukunft des Münchener Biotechunternehmens GPC Biotech ist zunehmend ungewiss. Sein bisher einziger Hoffnungsträger Satraplatin steht nach einem weiteren herben Fehlschlag wahrscheinlich vor dem Aus. Nachdem das Krebsmittel in einer Studie das Überleben von Prostatakrebs-Patienten im Vergleich mit einem Scheinmedikament nicht verlängerte, will GPC die Pläne für die Weiterentwicklung des Wirkstoffs überprüfen. "Die Pläne sind natürlich schon, als Unternehmen weiter fortzubestehen", sagte ein Firmensprecher. Zum Jahresende soll GPC nach eigenen Planungen noch 60 Mio. Euro auf der hohen Kante haben.
Die Investoren reagierten geschockt: Der Börsenwert des Unternehmens schrumpfte innerhalb von Minuten um nahezu zwei Drittel. Die im Technologieindex TecDax notierte Aktie brach auf weniger als drei Euro ein. Vor acht Monaten kostete sie noch mehr als 25 Euro. "Jetzt tut es richtig weh, es gibt nur noch Verkäufe", sagte ein Händler.
"Wir sind außerordentlich enttäuscht über die Ergebnisse. Wir diskutieren nun mit unserem Partnern Pharmion und Yakult die Pläne für die weitere Entwicklung von Satraplatin", erklärte GPC-Vorstandschef Bernd Seizinger. Das Biotechunternehmen hat noch kein einziges Medikament im Markt. Satraplatin ist sein am weitesten entwickelter Wirkstoff und wird in frühen klinischen Studien auch zur Behandlung von Lungenkrebs und Enddarmkrebs getestet. GPC hatte von dem Mittel Spitzenumsätze von mehr als 500 Mio. US-Dollar erhofft.
Chancen für Zulassung schwinden
Nach den neuen Studiendaten sieht GPC die Chancen auf eine US-Zulassung in weite Ferne gerückt. "Auf Grundlage dieser Daten ist ein erneuter Zulassungsantrag in den USA unwahrscheinlich", sagte ein Sprecher. Auch ein laufender Antrag in Europa dürfte geringe Erfolgschancen haben. "Diese Ergebnisse sind eindeutig enttäuschend und werden offensichtlich die Prüfung unseres Zulassungsantrags durch die EMEA beeinflussen", sagte der Chef des GPC-Vermarktungspartners Pharmion, Patrick Mahaffy.
Das US-Pharmaunternehmen, das Satraplatin in Europa vermarkten soll, hatte den Zulassungsantrag bei der Europäischen Arzneimittelbehörde EMEA im Juni eingereicht. Die japanische Yakult Honsha ist Vermarktungspartner für Satraplatin in Japan. In den USA wollte GPC die Vermarktung selbst übernehmen.
Eigentlich wollte GPC die US-Zulassung für Satraplatin in Kombination mit dem Entzündungshemmer Prednisone zur Behandlung von Patienten mit hormonresistentem Prostatakrebs, bei denen eine Chemotherapie versagt, bereits im August haben. Allerdings hatte bereits ein Beratergremium der US-Gesundheitsbehörde FDA empfohlen, vor der Zulassungsentscheidung die endgültigen Ergebnisse aus der Studie abzuwarten, die zeigen sollten, wie lange mit Satraplatin behandelte Patienten überlebten. GPC hatte danach seinen Antrag vorläufig zurückgezogen.
Quelle: ntv.de