Arabische Opel-Lösung? Rüttgers buhlt um Abu Dhabi
03.04.2009, 20:44 UhrNordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers umwirbt angeblich Abu Dhabi als möglichen Investor für den um sein Überleben kämpfenden Autobauer Opel. Bei einem ersten Sondierungsgespräch zwischen Rüttgers und einem hohen Mitglied der Königsfamilie sei ein mögliches finanzielles Engagement erörtert worden, berichtete die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung".
Ein Regierungssprecher bestätigte, dass es auf Initiative eines privaten Unternehmers ein vertrauliches Gespräch zwischen Rüttgers und Scheich Hamdan gegeben habe. Dass es auch um Opel gegangen sei, wollte der Sprecher nicht bestätigen. Es sei ganz generell um mögliche Investitionen der Araber in Firmen aus dem bevölkerungsreichsten deutschen Bundesland gegangen. Der CDU-Politiker habe eine Einladung für einen Staatsbesuch erhalten.
Der "WAZ" zufolge will das arabische Emirat nun prüfen, ob ein Engagement bei Opel infrage kommt. Der angeschlagene Autobauer sucht dringend einen Investor, um sich von der stark angeschlagenen US-Mutter General Motors teilweise zu lösen. Die Politik verlangt für Staatshilfe zuvor einen privaten Geldgeber für die Rüsselsheimer. Neben dem Stammwerk produziert Opel in Deutschland auch in Bochum, Eisenach und Kaiserslautern.
Arabische Fonds investieren die riesigen Summen aus dem Ölgeschäft verstärkt in andere Branchen, um sich für das Ende der Förderung des "schwarzen Golds" zu wappnen. Erst vor wenigen Tagen war der staatlich kontrollierte Fonds Aabar aus Abu Dhabi mit 9,1 Prozent beim Stuttgarter Autobauer Daimler eingestiegen. Auch das Emirat Katar hat angekündigt, Geld in die deutsche Autoindustrie zu stecken.
Opel-Retter beginnen Arbeit
Unterdessen hat das Verhandlungsteam der Bundesregierung zur Opel-Rettung zum ersten Mal getagt. Dabei sei an einem Fragenkatalog gearbeitet worden, den man der amerikanischen Regierung vorlegen wolle, sagte ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums in Berlin. Zudem sei darüber diskutiert worden, welche externen Experten noch in die Gruppe aufgenommen werden könnten.
Das Gremium wird von Wirtschafts-Staatssekretär Jochen Homann geleitet. Das Finanzministerium ist durch Staatssekretär Jörg Asmussen vertreten.
Das Team soll die deutschen Interessen gegenüber der Opel-Mutter General Motors und der US-Regierung vertreten. Ansprechpartner für das Europageschäft von GM und somit für Opel sei GM-Europe-Chef Carl-Peter Forster, sagte ein Unternehmenssprecher. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte die Bildung der Gruppe am 31. März bei einem Besuch im Opel-Werk in Rüsselsheim angekündigt.
Neben Vertretern des Bundes und der Länder mit Opel-Standorten sollen in dem Team auch Investmentbanker und Wirtschaftsexperten mitarbeiten. Der "Süddeutschen Zeitung" zufolge ist unter anderem die Investmentbank Lazard in dem Gremium vertreten.
General Motors kämpft derzeit ums Überleben und droht Opel mit in den Abgrund zu reißen. Merkel hat staatliche Bürgschaften für private Investoren bei Opel zugesagt, eine Staatsbeteiligung an dem Traditionsunternehmen lehnt sie ab. Das Thema Opel dürfte auch beim ersten Zweiergespräch von Merkel mit US-Präsident Barack Obama am Nachmittag in Baden-Baden angeschnitten werden.
GM kündigt "Notfallpläne" an
General Motors hat unterdessen für seine Europa-Geschäfte rund um Opel "Notfallpläne" angekündigt. Hintergrund sei, dass die Verhandlungen mit mehreren europäischen Staaten wie etwa Deutschland über Finanzhilfen womöglich nicht bis Mitte des Jahres abgeschlossen werden könnten. Details zu den Plänen nannte die Opel-Mutter nicht.
US-Präsident Barack Obama hat GM bis zum 1. Juni eine letzte Frist für einen neuen Sanierungsplan gesetzt. Der US-Konzern will dazu auch Milliardenhilfen bei europäischen Regierungen einsammeln. GM rechnet den neuen Angaben nach dabei nicht mehr mit einer Unterstützung durch den schwedischen Staat für die Tochter Saab.
Opel selbst will unabhängiger von der US-Mutter werden und strebt eine eigenständige europäische Gesellschaft an. Dazu bittet das Traditionsunternehmen den Staat um Hilfe in Höhe von 3,3 Mrd. Euro.
Quelle: ntv.de