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Vom billigen Öl überrascht Russland auf Krisenkurs

Russlands Wirtschaft leidet zunehmend unter dem fallenden Ölpreis und den Auswirkungen der Finanzkrise. Das an Öl- und Gasvorräten reiche Land benötige möglicherweise Finanzspritzen aus dem Ausland, falls der Ölpreis unter die Marke von 30 Dollar pro Fass sinke, erklärte die Weltbank. Die Regierung in Moskau erwägt, seine Beteiligungen an Energiekonzernen aufzustocken, um Liquiditätsengpässe bei den Unternehmen zu vermeiden. Die Zahl der Arbeitslosen stieg auf fünf Millionen Menschen.

Vor allem ein weiter fallender Ölpreis würde Experten zufolge die Krise in Russland weiter verschärfen. "Dieses Szenario ist ein Alptraum für die globale Wirtschaft. Der Druck auf die Zahlungsbilanz könnte schnell an einen Punkt gelangen, an dem sich Russland an internationale Finanzinstitutionen wenden müsste", sagte der für das Land zuständige Chefökonom der Weltbank, Zeljko Bogetic.

Der Preis für ein Fass US-Leichtöl sank am Freitag zeitweise auf unter 36 Dollar. Die russische Wirtschaft hatte in den vergangenen Jahren Wachstumsraten von sieben Prozent verbucht. Wegen der Finanzkrise haben sich aber viele Anleger von den ehemals prosperierenden Märkten der Schwellenländer zurückgezogen. An der Börse in Moskau sind der in Dollar abgerechnete RTS-Index und der auf den Rubel basierende Micex in diesem Jahr bereits um jeweils weit mehr als 70 Prozent abgerutscht.

Vielsagendes Schweigen

Für 2009 erwartet Russland nur noch ein Wachstum von 2,4 Prozent, falls sich der Ölpreis bei 50 Dollar über das Jahr hinweg stabilisiert. Die Regierung in Moskau hielt aber eine Prognose zurück, wie sich die Konjunktur bei einem Preis von 32 Dollar pro Fass entwickeln würde.

Um staatlich kontrollierte Energieunternehmen zu stützen, erwägt Russland, seine Anteile an den Konzernen zu erhöhen. Den Firmen fehlten insgesamt 146 Mrd. Rubel (5,3 Mrd. Dollar), sagte der stellvertretende Energieminister Wjatscheslaw Sinjugin. Die Regierung wolle diesen Betrag mit Hilfe staatlicher Banken ausgleichen.

Der Preisverfall beim Öl hat vermutlich auch den Gewinn beim Ölgiganten Lukoil im letzten Quartal des Jahres beeinträchtigt. Der Konzern rechnet für 2008 zwar mit einem Gesamt-Nettogewinn zwischen elf und 13 Milliarden Dollar, hat allerdings in den ersten neun Monaten bereits 10,77 Mrd. Dollar erwirtschaftet.

Die Auswirkungen der Krise sind inzwischen auch am Arbeitsmarkt in Russland zu spüren. Im November verloren rund 400.000 Russen ihren Job. Insgesamt waren im November fünf Millionen Menschen im Land arbeitslos, die Quote lag bei 6,6 Prozent und stieg damit auf den höchsten Stand seit eineinhalb Jahren.

Quelle: ntv.de

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