Streit mit Weissrussland Russland dreht Gashahn zu
01.08.2007, 15:30 UhrWegen eines Streits über ausstehende Zahlungen will Russland die Gaslieferungen an Weißrussland um knapp die Hälfte kürzen. Der russische Energiekonzern Gazprom kündigte an, ab Freitag 45 Prozent weniger Erdgas in das Nachbarland zu exportieren. Die Gaslieferungen nach Westeuropa seien davon nicht beeinträchtigt, versicherte das Staatsunternehmen. Gazprom werde seine Verpflichtungen gegenüber den europäischen Verbrauchern erfüllen. Die EU zeigte sich dennoch besorgt.
Die Regierung in Minsk ließ vor gut einer Woche eine Frist zur Zahlung von fast 500 Mio. Dollar verstreichen. Zum Jahreswechsel hatten sich Russland und Weißrussland nach hartem Ringen auf einen neuen Liefervertrag für Erdgas geeinigt. Demnach sollte Weißrussland zunächst 100 Dollar je 1.000 Kubikmeter Erdgas an Gazprom zahlen - mehr als doppelt so viel wie zuvor. Für die erste Jahreshälfte gewährte Gazprom auf Kreditbasis einen Nachlass von 45 Dollar. Die Differenz sollte bis 23. Juli beglichen werden.
Der weißrussische Ministerpräsident Sergej Sidorski war am Mittwoch in Moskau, um mit seinem russischen Kollegen Michail Fradkow über die Zahlung der ausstehenden Summe zu verhandeln. Das Gespräch verlief ergebnislos.
Über die Pipeline, die durch Weißrussland führt, werden auch Deutschland, Polen, Litauen und die Ukraine mit Gas versorgt. Anfang 2006 war es wegen einer vorübergehenden Einstellung russischer Erdgasexporte an die Ukraine zeitweise zu Kürzungen bei den Lieferungen an westeuropäische Länder gekommen. Der Konflikt trug Russland damals den Vorwurf ein, das Erdgas als politische Waffe zu missbrauchen.
Die EU-Kommission rief Russland und Weißrussland auf, die Angelegenheit "gütlich und ohne Verzögerung zu klären". "Wir nehmen diese Entwicklung sehr ernst", erklärte Kommissionssprecher Martin Selmayr. Das von Gazprom geförderte Erdgas deckt rund ein Viertel des gesamten Bedarfs in Europa.
Quelle: ntv.de