Über 48% der Conti-Aktien Schaeffler baut Macht aus
02.09.2008, 14:52 UhrDas Familienunternehmen Schaeffler hat den Automobilzulieferer Continental unter seine Kontrolle gebracht. Mit seiner Beteiligung an dem hannoveraner Konzern bleibt der fränkische Wälzlagerhersteller zwar knapp unter der vereinbarten maximalen Quote von 49,9 Prozent. Wegen der traditionell niedrigen Präsenz auf Hauptversammlungen geben die Franken damit aber bei Continental künftig den Ton an.
Bis zum Ablauf der Annahmefrist der Übernahmeofferte seien Schaeffler gut 65,3 Millionen Aktien zum Kauf angeboten worden, das seien 40,26 Prozent an Conti, teilte Schaeffler am Dienstag in Herzogenaurach mit. Zusammen mit bereits zuvor erworbenen Aktien komme Schaeffler damit auf 48,32 Prozent der Continental-Stimmrechte.
Damit sieht sich Schaeffler am Ziel seiner Wünsche. "Wir haben unser Ziel, eine strategische Beteiligung über 30 Prozent an der Continental AG zu erwerben, erreicht", erklärte Vorstandschef Jürgen Geißinger. Damit sei der Weg frei, so schnell wie möglich Gespräche über Kooperationsprojekte zu beginnen. Dadurch entstehe für Conti erhebliches Wertpotenzial.
Kooperationsgespr äche beginnen
Die auf mechanische Komponenten wie Kugellager spezialisierte Schaeffler-Gruppe verspricht sich viel von der Entwicklung gemeinsamer Autoteile-Systeme und will dabei vor allem von der Elektronik-Kompetenz von Conti profitieren. Die Gespräche darüber sollen Unternehmenskreisen zufolge bereits diese Woche beginnen.
Schaeffler hat sich verpflichtet, innerhalb von vier Jahren nicht mehr als knapp die Hälfte der Continental-Anteile zu übernehmen. Überzählige Papiere müssen über Banken wieder verkauft werden. Ohne Zustimmung von Schaeffler dürfen diese sie zunächst nicht für weniger als je 75 Euro verkaufen.
Die Conti-Aktie notierte am Dienstagnachmittag mit 74,05 leicht im Minus und damit unterhalb des Angebotspreises. Ein Analyst sagte: "Da wird auf irgendwas spekuliert." Angesichts der fälligen Kosten und Steuern seien aber keine Arbitragegeschäfte zu machen. Die Differenz hänge vermutlich auch damit zusammen, dass Schaeffler Conti nicht voll übernehme und der Konzern weiter börsennotiert bleibe. Schaeffler zahlt den Aktionären den Angebotspreis noch bis zum 16. September.
Vermächtnis von Wennemer
Schaeffler hatte den Machtkampf im August für sich entschieden. Nach wochenlangem Gezerre und öffentlichen Attacken auf die Gegenseite gab Conti seinen zuletzt aussichtslosen Widerstand auf. Conti-Chef Manfred Wennemer trat zurück. Zuvor handelte er noch einen höheren Preis aus und rang Schaeffler wichtige Zusagen ab. So zahlt Schaeffler nun fünf Euro mehr je Aktie als anfangs offeriert. Den Arbeitnehmern sicherte Schaeffler zudem umfangreichen Bestandsschutz zu. Einer frühestens 2014 kündbaren Vereinbarung zufolge darf Schaeffler Conti nicht zerschlagen, etwa um mit dem Verkauf von Firmenteilen seinen Einstieg zu finanzieren. Auch Börsennotierung und Dax-Mitgliedschaft von Conti sollen erhalten bleiben. Wennemers Nachfolger ist seit kurzem der bisherige Technikvorstand Karl-Thomas Neumann.
Schaeffler hatte sich bereits vor Bekanntgabe seiner Absichten die Möglichkeit verschafft, 28 Prozent bis Ende August von Banken zu kaufen. Dies hatte den Franken den Vorwurf eingetragen, sich unerlaubt bei Conti "angeschlichen" zu haben, was eine breite Diskussion über dieses Vorgehen auslöste. Die Finanzaufsicht BaFin sah darin aber keinen Verstoß gegen gesetzliche Meldepflichten.
Quelle: ntv.de