Kampf um Conti Schaeffler bietet Bargeld
15.07.2008, 13:52 UhrContinental reagierte zunächst reserviert. "Wir prüfen das Übernahmeangebot und melden uns zu gegebener Zeit mit gegebenen Mitteln", sagte ein Sprecher. Die Arbeitnehmervertreter von Conti bezeichneten den Übernahmeversuch bereits als feindlich. Der Conti-Aufsichtsrat will möglicherweise in der kommenden Woche über Abwehrmaßnahmen beraten. Conti schenke den Ankündigungen von Schaeffler keinen Glauben, sagte ein Aufsichtsratsmitglied.
Schaeffler bietet den Conti-Aktionären mindestens 69,37 Euro für ihre Anteilscheine. Das Unternehmen habe sich Zugriff auf 36 Prozent des Conti-Kapitals gesichert. "Conti-Aktien sind billig, es ist eine gute Zeit zu kaufen", sagte Geißinger. Er versuchte die Hoffnung auf eine Aufstockung zu dämpfen. Dennoch rechnen Investoren offenbar mit mehr: Der Aktienkurs zog um gut zwölf Prozent an und schloss mit 73,42 Euro deutlich über dem Gebot. Analysten waren gespalten. Niels Fehre von HSBC sagte: "Wir rechnen damit, dass der Preis noch hochgehen wird und sehen ihn mindestens bei 80 Euro."
Schaeffler hat es nach eigenen Angaben nicht unbedingt auf den ganzen Konzern abgesehen. "Unser Ziel ist eine strategische Beteiligung, nicht notwendigerweise eine Mehrheit", sagte Geißinger. "Wir wollen einmal über 30 Prozent kommen." Deshalb habe er ein Angebot von Conti abgelehnt, 20 Prozent zu kaufen. Schaeffler werde ein langfristiger Investor sein: "Wir verfolgen unsere Ziele mit langem Atem", sagte der Konzernchef.
Reifensparte im Fokus
Schaeffler setze auf gemeinsame Projekte: Die eigene Stärke bei mechanischen Teilen für Motor, Getriebe und Fahrwerk und die Stärken von Conti bei Elektronik- und Softwaresystemen ergänzten sich. "Wir haben große Chancen, von Deutschland aus global noch erfolgreicher zu sein und Arbeitsplätze zu sichern." Bei Antriebssystemen arbeiten beide bereits zusammen. Auf die Frage, ob Schaeffler das angestammte Reifengeschäft von Conti verkaufen wolle, sagte Geißinger nur: "Alles, was gutes Geld verdient, ist gut im Unternehmen zu haben.
Analysten schenken den Ankündigungen wenig Glauben. Frank Schwope von der NordLB erklärte: "In einer Minderheitsbeteiligung sehe ich für Schaeffler keinen Sinn." Zum Versprechen, auf eine Zerschlagung zu verzichten, sagte Arndt Ellinghorst von Credit Suisse: "Eine feindliche Übernahme ohne Abspaltung des Reifengeschäfts ist nicht finanzierbar." Für die Sparte könnte Conti gut zehn Mrd. Euro bekommen und damit seine Schulden begleichen. Geißinger sagte, Schaeffler könne den Kauf aus eigener Kraft stemmen und sei nicht darauf angewiesen, Continental dafür Mittel zu entziehen. Schaeffler hält nach eigenen Angaben 2,97 Prozent an Conti und hat Optionen auf weitere 4,95 Prozent. Über Swap-Geschäfte habe sich Schaeffler weitere 28 Prozent gesichert.
"Gefahr im Verzug"
Die Arbeitnehmervertreter von Conti machten Front gegen die Offerte. Vize-Aufsichtsratschef Werner Bischoff von der IG BCE sagte: "Wir haben außerordentlich große Bedenken gegen die Übernahme. Jetzt muss vom Konzern mit Bedacht eine kluge Strategie entwickelt werden: Es ist Gefahr im Verzug." Denkbar wäre eine Kapitalerhöhung, die den Schaeffler-Anteil verwässern und eine Übernahme verteuern könnte. Der Reifenhersteller kann Aktien bis zu 36 Prozent des Kapitals mit Bezugsrecht ausgeben, weitere neun Prozent ohne Bezugsrecht. Alternativ könnte sich Conti nach einem genehmeren Bieter ("weißer Ritter") umsehen.
Die Rolle von Conti-Aufsichtsratschef Hubertus von Grünberg bei der sich anbahnenden Übernahme ist umstritten. Er kennt Schaeffler-Chef Jürgen Geißinger lange und hatte ihn Berichten zufolge 1998 sogar zu Schaeffler vermittelt. "Da Grünberg enge Verbindungen hat, hat er wohl irgendwie seine Finger mit im Spiel", vermutet Analyst Ellinghorst. "Gute Ideen haben viele Väter", sagte Geißinger zum Ursprung des Übernahmeplans.
Quelle: ntv.de