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Conti-Attacke pariert Schaeffler wehrt sich

Im Übernahmekampf um den Autozulieferer Continental wird der Tonfall rauher. Die fränkische Schaeffler-Gruppe weist die Vorwürfe des hannoverschen Konzerns zurück. Schaeffler könne die ablehnende Reaktion des Conti-Vorstands nicht verstehen und habe "keinerlei Verständnis für den vom Vorstandsvorsitzenden der Continental AG gewählten Stil der Auseinandersetzung", hieß es in einer Mitteilung des Herzogenauracher Unternehmens.

Dax-Konzern als Opfer

Bei Conti sieht man das allerdings anders - und sich als "Opfer" eines Unternehmens, das es "durch die Hintertür" und mit "rechtswidrigen Mitteln" auf die Kontrolle bei den Hannoveranern abgesehen habe. Das Übernahmeangebot entspreche "in keinster Weise" dem fairen Wert von Conti. Bei einem erfolgreichen Vorstoß von Schaeffler drohe eine Zerschlagung von Conti, ein Verkauf der Reifensparte und die Gefährdung von Jobs.

Auch Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff lehnt eine von ihm und dem Conti-Management befürchtete Zerschlagung des Autozulieferers ab. Conti müsse "eigenständig bleiben", sagte er der Wirtschaftszeitung "Euro am Sonntag". Er bewerte die gesamte Entwicklung danach, dass die Arbeitsplätze gesichert seien. Zudem müsse Conti "börsennotiert im Dax" bleiben und dürfe nicht "nicht zerschlagen" werden. Zudem müsse das Unternehmen seinen Sitz in Hannover behalten, sagte Wulff. Conti habe "großartige Zukunftschancen". Die Landesregierung mache sich jedoch Sorgen, ob diese Voraussetzungen erfüllt werden. Alle Aktionäre hätten eine Verpflichtung "und darauf weisen wir sie eindringlich hin", sagte Wulff der Wirtschaftszeitung.

Schaeffler hatte zuvor seine Zusage bekräftigt, wonach Conti nicht zerschlagen werden solle. Der Konzern solle weiter börsennotiert bleiben und auch seinen Sitz in Hannover behalten. Zudem werde es nicht zum Verlust von Arbeitsplätzen kommen, hieß es bei Schaeffler ausdrücklich.

Der Griff nach Conti

Auch den Vorwurf von Conti-Chef Manfred Wennemer, Schaeffler habe sich rechtswidrig Zugriff auf mehr als 30 Prozent der Conti-Aktien gesichert, wiesen die Franken als "völlig haltlos" zurück. Solche Swap-Geschäfte seien marktüblich. "Wir sind überzeugt, dass die BaFin sich unserer Auffassung anschließen wird." Mittlerweile hat Continental Finanzkreisen zufolge bei der BaFin beantragt, die Abwicklung der Swapgeschäfte von Schaeffler mit Conti-Aktien zu untersagen.

Das Angebot der Franken

Die fränkische Gruppe hatte am Dienstag ein Übernahmeangebot für Conti vorgelegt. Sie bietet den übrigen Conti-Aktionären 69,37 Euro pro Aktie in bar, damit will Schaeffler rund 11,2 Mrd. Euro zahlen. Das Unternehmen strebe eine strategische Beteiligung von mehr als 30 Prozent an Conti an, aber nicht notwendigerweise eine Mehrheit, sagte Schaeffler-Chef Jürgen Geißinger.

Direkt und über Finanzderivate hat Schaeffler allerdings bereits Zugriff auf ein Aktienpaket von rund 36 Prozent, falls die an dem Deal beteiligten Banken bis zum Ende mitspielen. Schaeffler hätte wegen der allgemein geringen Präsenz auf Hauptversammlungen faktisch das Sagen bei Conti. Denn ein anderer großer Aktionär als Gegengewicht, wie zum Beispiel das Land Niedersachsen bei VW, fehlt.

Wennemer im Abwehrkampf

Wennemer hatte sich zuvor mit deutlichen Worten gegen das Schaeffler-Angebot einer Übernahme ausgesprochen. Mit allen Mitteln will sich der Dax-Konzern gegen eine feindliche Übernahme des wesentlich kleineren Familienunternehmens Schaeffler wehren. In einer Brandrede wies der Conti-Boss das Übernahmeangebot scharf zurück.

"Continental ist kein willfähriges Opfer für Schnäppchenjäger", wetterte der 60-jährige. Das Vorgehen von Schaeffler sei "egoistisch, selbstherrlich und verantwortungslos", es drohe eine Zerschlagung von Conti. "Wir werden die Unabhängigkeit dieses Unternehmens verteidigen und dafür kämpfen." Der kühle Mathematiker Wennemer steht vor der größten Aufgabe seiner Karriere - und ist in der Defensive. Denn Schaeffler hat sich eine gute Ausgangsposition verschafft.

Im Streit vereint

Trotz wiederholter Versicherungen aus Herzogenaurach, Conti solle eigenständig bleiben und nicht zerschlagen werden, es werde keinen Verlust von Arbeitsplätzen geben, glaubt man Schaeffler in Hannover kein Wort. Zunächst liefen die Gewerkschaften Sturm und kündigten massiven Widerstand an - obwohl sie eigentlich nicht gerade große Freunde von Wennemer sind, der als Kostenkiller und Produktions-Verlagerer ins Ausland gilt.

Allerdings warf IG BCE-Chef Hubertus Schmoldt Wennemer vor, dieser habe nach der Übernahme der Siemens-Sparte VDO und der Aufnahme "riesiger Kredite" damit rechnen müssen, "dass andere auch Monopoly spielen". Wennemer hätte sich in Kooperation mit Banken absichern müssen, um einen Übernahmeversuch zu verhindern.

Welche Spielregeln gelten?

Anders als Schaeffler sieht Wennemer auch keine "industrielle Logik" in einem Zusammengehen. "Continental würde Schaeffler nützen, Schaeffler aber nicht Continental." Man sei stets offen für Investoren - doch die Schaeffler-Gruppe habe sich nicht an die "Spielregeln der Transparenz, der Offenheit und der Ehrlichkeit" gehalten.

Schaeffler dagegen bezeichnet sein Vorgehen als legal. Ein Sprecher sagte in Herzogenaurach, das Unternehmen stehe jederzeit für weitere Gespräche zur Verfügung.

Tore schließen, Türme besetzen

Conti aber organisiert nun den Abwehrkampf. Zum genauen Vorgehen allerdings hält sich das Unternehmen bedeckt. Es würden alle Optionen geprüft, heißt es. Conti dürfte aber folgende Möglichkeiten haben: Der Konzern setzt auf Schützenhilfe der BaFin mit dem Vorwurf, Schaeffler habe die gesetzlichen Meldeschwellen unterlaufen. Als möglich in Finanzkreisen gilt auch, dass an dem Schaeffler-Deal beteiligte Banken von den Franken abrücken, weil sie nicht gewusst hätten, dass es sich um eine konzertierte Aktion gehandelt hat.

Zum anderen könnte Conti rechtliche Schritte gegen Schaeffler prüfen. Auch ein "weißer Ritter" gilt grundsätzlich als möglich - allerdings scheint fraglich, welcher freundlich gesonnene Großinvestor Conti aus der Patsche helfen könnte. Eines scheint sicher: Mitten in der kraftraubenden VDO-Integration droht Conti eine lange Übernahmeschlacht.

Quelle: ntv.de

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