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20 Prozent von Conti Schaeffler will mehr

Im Übernahmekampf um den Autozulieferer Continental will sich die Schaeffler-Gruppe nicht mit einer Beteiligung von 20 Prozent zufriedengeben. Die von der Schaeffler Gruppe verfolgte Zielsetzung gelte unverändert, "ein strategischer Großaktionär der Continental AG zu werden und dafür mehr als 30 Prozent der Anteile zu erwerben", teilte das fränkische Familienunternehmen mit.

Damit wies das Unternehmen das Angebot von Conti-Chef Manfred Wennemer zurück, einen Anteil von bis zu 20 Prozent zu übernehmen. "Diese strategische Beteiligung ist notwendig, um eine stabile Aktionärsstruktur der Continental AG zu erreichen, um unsere Ziele umsetzen zu können und damit unsere Investition in das Unternehmen langfristig abzusichern", begründete Schaeffler.

Zudem hält der Wälzlagerhersteller die unterbreitete Übernahmeofferte in Höhe von gut elf Mrd. Euro "für angemessen". Gleichzeitig zeigte sich die Gruppe erfreut darüber, Conti zu den angebotenen "konstruktiven Gesprächen" bereit sei. "Eigentümer und Geschäftsleitung begrüßen, dass Herr Wennemer dieses Gesprächsangebot jetzt offenbar aufgreift." Das Unternehmen verteidigte sein bisheriges Vorgehen: Man habe sich "marktüblicher Finanzinstrumente bedient und dabei keinerlei geltendes Recht verletzt". Das Angebot werde durch die eigene Finanzkraft gesichert. Schaeffler sicherte zu, Conti nicht zerschlagen zu wollen.

Conti-Chef sucht Kompromiss

Zuvor hatte der Chef des Autozulieferers Continental, Manfred Wennemer, die Unternehmensgruppe-Gruppe zu neuen Verhandlungen aufgerufen. "Wir sollten gemeinsam eine vernünftige Lösung finden", sagte Wennemer der "Welt am Sonntag" (WamS). Conti stehe einem Großaktionär nicht im Wege und unterstütze ein Engagement von Schaeffler in Höhe von bis zu 20 Prozent. In der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" sagte der Conti-Chef: "Ich appelliere nachdrücklich an Frau Schaeffler, ob es nicht einen vernünftigen Weg gibt."

Wennemer sprach sich aber weiterhin gegen eine Kontrollmehrheit von mehr als 30 Prozent aus, wie das von Maria-Elisabeth Schaeffler geführte Herzogenauracher Familienunternehmen sie anstrebt. Wenn ein Investor meine, er könne sich die Stimmrechtsmehrheit auf "rechtswidrige Weise" beschaffen und die restlichen Aktionäre massiv benachteiligen, dann sei der Vorstand verpflichtet zu handeln, sagte er. In den ersten Reaktionen hatte Wennemer das Vorgehen der Schaeffler-Gruppe als selbstsüchtig und verantwortungslos bezeichnet.

Finanzaufsicht eingeschaltet

Die Schaeffler KG hat ein Übernahmeangebot für Conti abgegeben und sich über Optionsgeschäfte bereits den Zugriff auf mehr als 30 Prozent der Aktien gesichert. Wennemer hält dies für rechtswidrig und hat die Finanzaufsicht eingeschaltet. Er widersprach Berichten, der Aufsichtsrat unter seinem Vorsitzenden Hubertus von Grünberg unterstütze ihn dabei nicht. "Ich gehe fest davon aus, dass wir am kommenden Mittwoch von unserem Aufsichtsrat eine klare Stellungnahme haben", sagte er und fuhr fort: "Wir haben wirklich gute Chancen zu gewinnen." Es gebe durchaus Fälle, wo die Finanzaufsicht solche Fälle abgewehrt habe. Von nicht geringem Gewicht dürfte auch das Votum von VW- Chef Martin Winterkorn sein, der die Entwicklung als "insgesamt positiv" bewertete; ähnlich äußerte sich Porsche. VW ist schließlich größter Kunde sowohl von Conti als auch von Schaeffler.

Zweiter Versuch nach zwei Jahren

Wennemer versicherte, Conti werde im Übernahmekampf nichts tun, was nicht im Interesse von Mitarbeitern, Kunden und Eigentümern sei. Laut dem Vorstandschef haben Conti und Schaeffler bereits vor zwei Jahren über einen Einstieg verhandelt. Beide Seiten seien aber zu dem Schluss gekommen, dass eine Verbindung keinen Sinn ergebe. Die Schaeffler-Gruppe habe keine Synergien erkennen können.

Nach einem Bericht des "Focus" hat Schaeffler-Geschäftsführer Jürgen Geißinger bereits im März von Eigentümerin Maria-Elisabeth Schaeffler die Zustimmung zur Übernahme des dreimal größeren Autozulieferers Conti erhalten. Seit April habe er die Operation unter dem Decknamen "Paul kauft Emma" vorbereitet.

Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) wies unterdessen Forderungen zurück, Unternehmen besser vor feindlichen Übernahmen zu schützen. Das bereits beschlossene Risikoabgrenzungsgesetz, das die Offenlegung von Beteiligungsverhältnissen erzwinge, reiche aus, sagte er der "Welt am Sonntag". Das Gesetz ist bislang noch nicht in Kraft getreten.

Quelle: ntv.de

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