Mit Conti durch die Krise Schaeffler zückt Rotstift
04.11.2008, 17:20 UhrDer fränkische Wälzlagerhersteller Schaeffler will angesichts der Krise in der Autoindustrie die Produktion herunterfahren und Arbeitsplätze abbauen. "Wir werden möglicherweise nicht um Personalmaßnahmen herumkommen", sagte Gesellschafterin Maria-Elisabeth Schaeffler auf einem Kongress in Berlin. "Wir müssen geeignete Wege finden, um dem gestiegenen Kostendruck Rechnung zu tragen."
Ein Firmensprecher ergänzte, Stellenstreichungen seien nicht ausgeschlossen, wenn sich die Lage weiter verschlechtern und die angekündigte Reduzierung der Leiharbeiter nicht ausreichen sollte. Schaeffler habe in einigen Produktsegmenten im Automobilbereich Einbußen von bis zu einem Viertel zu verkraften. Da das Industrie-Geschäft, auf das 40 Prozent der Umsätze entfallen, aber weiter zulege, rechne die Schaeffler-Gruppe 2008 dennoch mit profitablem Wachstum. "2009 werden wir auch daran arbeiten", sagte der Sprecher. Seine Chefin, Marie-Elisabeth Schaeffler, nahm auch die Politik in die Pflicht: "Wenn in einmalig schwierigen Zeiten für Banken Rettungspakete geschnürt werden, muss dies auch für die Auto- und Zulieferindustrie gelten."
In der Strategie der Franken spielt Continental eine zentrale Rolle, wie die Gesellschafterin bekräftigte. Es gelte, effizientere und schadstoffärmere Autos zu bauen, wobei die Autohersteller nach steigender Qualität bei sinkenden Preisen verlangten. "Schaeffler sehe ich durch die Partnerschaft mit Conti in einer guten Ausgangsposition", sagte Schaeffler. Sie bestätigte auch, dass ein langfristig orientierter Investor eine größere Beteiligung an dem hannoverschen Zulieferer übernehmen könne. Einer Investorenvereinbarung mit Conti zufolge muss sich Schaeffler die nächsten vier Jahre auf maximal 49,9 Prozent der Anteile beschränken. Schaeffler kam allerdings durch sein Übernahmeangebot auf 90 Prozent.
Der Kurs spielt keine Rolle
Das Conti-Engagement stellte die Schaeffler-Chefin trotz des Kurssturzes der Conti-Aktie, der hohe Wertberichtigungen auf die von Schaeffler gehaltene Beteiligung nach sich zieht, nicht in Frage. "Wir lassen uns nicht von derzeitigen Markt- und Kursentwicklungen beeinflussen", sagte Schaeffler. Sie werde auch keine Investoren bei ihrem Familienunternehmen einsteigen lassen, um an Geld für die Abtragung des riesigen Schuldenbergs zu kommen. Eine Änderung der Rechtsform etwa in eine Aktiengesellschaft sei ebenfalls nicht geplant.
Der Abschluss der Conti-Übernahme verläuft nach Einschätzung von Schaeffler weiterhin nach Plan. Der Wälzlagerhersteller wollte am Dienstag die letzten Antworten auf Fragen der EU-Kommission einreichen, wie ein Sprecher sagte. Wenn die Wettbewerbshüter keine weiteren Fragen an das Unternehmen richteten, solle der endgültige Antrag in Kürze abgeschickt werden. Die Behörde hat dann 25 Tage Zeit für eine Prüfung. Erst nach der Freigabe durch die EU-Kommission kann Schaeffler den Kauf der Conti-Papiere abschließen.
Quelle: ntv.de