Banken wollen Kontrolle Schaefflers droht Machtverlust
24.02.2009, 15:54 UhrMaria-Elisabeth Schaeffler und ihr Sohn Georg könnten das Sagen bei ihrer in Schieflage geratenen Unternehmensgruppe verlieren. "Die Banken wollen die Kontrolle über Schaeffler", zitierte die Nachrichtenagentur Reuters aus Finanzkreisen. Dabei könnte es für die Eignerfamilie sogar auf eine Beteiligung von unter 25 Prozent hinauslaufen.
Die Familie will aber bei einer Trennung von Anteilen nicht unter die Räder kommen. "Es ist unser Ziel, als wesentlicher Ankerinvestor die Zerschlagung des Unternehmens Conti/Schaeffler zu verhindern und die Arbeitsplätze zu erhalten", sagte Georg Schaeffler. "Dazu müssen wir auch die unternehmerische Verantwortung entsprechend ausüben können. Das umfasst mehr als die mit einer Sperrminorität verbundenen Rechte." Die künftige Beteiligungshöhe stehe allerdings noch nicht fest. "Der konkrete Anteil hängt entscheidend von der Bewertung des Unternehmens ab, die wiederum ganz wesentlich durch die strategischen Zukunftspotenziale bestimmt wird", fügte Georg Schaeffler hinzu. "Jede andere Spekulation ist falsch."
Die Zeit drängt
Die Zeit für eine Lösung der Finanzierungsprobleme von Schaeffler drängt. Die Franken benötigen nach eigenen Angaben fünf bis sechs Milliarden Euro Eigenkapital. "Bei Schaeffler brennt es lichterloh", meinte ein Banker. Angesichts der enormen Eigenkapitallücke müsse das Unternehmen rasch handeln, um nicht mit Gesetzen in Konflikt zu geraten. Die Vorlage des Rettungskonzepts wird in den kommenden Tagen erwartet. "Es gibt keinen fixen Zeitplan", sagte ein Schaeffler-Sprecher.
Die von der Familie beanspruchte Sperrminorität sei angesichts der tiefen Krise des Unternehmens möglicherweise "Wunschdenken", sagte ein Banker. Die Schaeffler-Gruppe hat sich an der zehn Milliarden Euro teuren Übernahme des drei Mal größeren Rivalen Continental im Sommer verhoben und muss nun dringend die Schuldenlast abbauen, um einen Kollaps zu verhindern. Ein anderer Banker sagte jedoch, eine Komplettentmachtung sei nicht sinnvoll, da die Eigentümerin Maria-Elisabeth Schaeffler als Integrationsfigur für Kunden und Mitarbeiter erhalten bleiben solle. Die IG Metall tritt in Sorge um die Sicherheit von Arbeitsplätzen ebenfalls für eine bedeutende Rolle der Schaeffler-Familie ein.
Schaeffler öffnet sich
Das Rettungskonzept, das die kreditgebenden Banken und Schaeffler derzeit ausarbeiten, sieht Kreisen zufolge eine Umwandlung eines großen Teils der Schulden in Eigenkapital vor. Die Einbindung von externen Investoren stehe hingegen derzeit nicht auf der Agenda, sagte ein Banker. "Es gibt einfach derzeit niemanden, der einsteigen will." Mittelfristig bleibe das aber Thema, da die Banken nach der Sanierung der Gruppe wieder mit Gewinn aussteigen wollten: Sobald sich die Autokonjunktur erholt habe, sei die Platzierung von Schaeffler-Anteilen bei Investoren geplant. Georg Schaeffler hatte am Montag von interessierten Investoren gesprochen.
Um die Chancen auf Staatshilfe zu verbessern, hatte Schaeffler am Montag den Schulterschluss mit Arbeitnehmern geübt. Schaeffler-Mitarbeiter sollen künftig bei wichtigen Unternehmensentscheidungen mitreden, zudem will das für seine Verschwiegenheit bekannte Unternehmen transparenter werden. Dass das Debakel um den zehn Milliarden Euro teueren Einstieg bei Conti Geschäftsführer Jürgen Geißinger den Job kosten könnte, dementierte Schaeffler. "Es gibt keinen Anlass, sich solchen Gerüchten hinzugeben", sagte der Sprecher. Auch aus Bankenkreisen hieß es, dass der Konzernchef inmitten einer Krise nicht ausgewechselt werden sollte.
Anleger reagierten verunsichert. Die Conti-Aktie verlor zeitweise mehr als 15 Prozent und erreichte mit 10,11 Euro einen neuen Tiefststand. Schaeffler hatte im vergangenen Sommer 75 Euro pro Conti-Anteilsschein bezahlt.
Quelle: ntv.de