Tarifstreit der Bahn Schell rechnet mit Streik
17.10.2007, 10:58 UhrIm Tarifstreit der Bahn verdichten sich die Anzeichen für einen Lokführerstreik. Der Vorsitzende der Lokführergewerkschaft GDL, Manfred Schell, wird von der "Bild" mit den Worten zitiert: "Die Zeichen stehen klar auf Streik. Es ist stark davon auszugehen, dass morgen gestreikt wird". Die Gewerkschaft habe keine andere Wahl, sagte Schell. Die Gewerkschaft dementierte allerdings, dass morgen gestreikt werde.
Die GDL will am Nachmittag bekanntgeben, ob sie mit der Bahn über deren neues Angebot verhandeln will oder ob sie streikt. Am Dienstag prüften Juristen und Tarifexperten der Gewerkschaft die Langfassung des bereits am Montag von der Deutschen Bahn vorgelegten Angebots. Die GDL hatte ein Gespräch mit der Bahn vorgeschlagen, um offene Fragen zu klären. Der Konzern besteht jedoch auf Verhandlungen. Bei der förmlichen Aufnahme von Tarifverhandlungen würde die Friedenspflicht gelten, und die GDL könnte nicht streiken.
Schell auf Kur
Die Lokführergewerkschaft GDL hat Berufung gegen das vom Arbeitsgericht Chemnitz verfügte Streikverbot für den Fern- und Güterverkehr eingelegt. Wann die Verhandlung vor dem Landesarbeitsgericht beginnt, steht noch nicht fest. Das Arbeitsgericht Chemnitz hatte auf Antrag der Deutschen Bahn am 5. Oktober per Einstweiliger Verfügung geplante Streiks der GDL im Fern- und Güterverkehr gestoppt. Daraufhin wurde nur der Nahverkehr bestreikt.
Unterdessen hat GDL-Chef Manfred Schell eine seit langer Zeit geplante Kur angetreten. Deshalb wird Vize Claus Weselsky in den kommenden Wochen die Gewerkschaft bei den Tarifverhandlungen führen. Der 48-Jährige will Nachfolger von Schell werden, der im Mai 2008 in den Ruhestand geht.
Weselsky ist gelernter Lokführer. 1977 schloss er in der DDR eine Lehre als Schienenfahrzeugschlosser und Lokomotivführer ab. Bis 1992 arbeitete er in dem Beruf, zuletzt als Personaldisponent und Lokleiter in der Einsatzstelle Pirna. Nach der Wende trat Weselsky in die GDL ein, die dank massenhafter Eintritte von Bahnangestellten aus den neuen Bundesländern zu neuer Stärke kam. Über die Orts- und Bezirksebene arbeitete sich der Gewerkschaftsfunktionär bis in den Vorstand vor.
Von 2002 bis 2006 war er in der GDL-Tarifabteilung maßgeblich am Vorschlag eines Spartentarifvertrages beteiligt, aus dem allerdings nichts wurde. Im Mai 2006 wurde Weselsky stellvertretender Bundesvorsitzender mit Zuständigkeit für Tarif- und Sozialpolitik. Im März 2007 legte die GDL einen neuen Entwurf für einen Fahrpersonaltarifvertrag vor, den sie nun durchsetzen will.
Quelle: ntv.de