Schrittweise Gehaltsanhebung Schells moderate Töne
23.10.2007, 10:43 UhrDer Chef der Lokführer-Gewerkschaft GDL, Manfred Schell, hält eine Einigung im Tarifstreit mit der Bahn für möglich. Schell sagte der Wochenzeitung "Die Zeit", auch dieser Arbeitskampf werde mit einem Kompromiss enden, den beide Seiten vertreten könnten. Die Gehälter der Lokomotivführer könnten statt in einem großen Sprung auch über mehrere Jahre hinweg angehoben werden. "Ob es dieses Mal schon der ganz große Schluck ist oder ob man in einem eigenständigen Tarifvertrag eine schrittweise Anhebung anstrebt - all das ist Verhandlungssache", sagte Schell.
Mit einem 30-stündigen Streik im Regional- und S-Bahnverkehr ab Donnerstag will die GDL die Gangart in dem Tarifkonflikt verschärfen. Schell, der sich derzeit in Kur befindet, sagte der Zeitung, sollte sich die Bahn bewegen und zu wirklichen Verhandlungen bereit sein, werde er daran teilnehmen.
Unterdessen kritisierte SPD-Chef Kurt Beck das Beharren der GDL auf einem eigenen Tarifvertrag als unsolidarisch. "Die Forderung, in einem Betrieb für die gleiche Tätigkeit zwei Tarifverträge mit unterschiedlichen Leistungen zu wollen, ist nicht gut für den Betriebsfrieden", sagte er den "Ruhr Nachrichten". Er habe nichts gegen einen Arbeitskampf um Lohn und Sozialbedingungen in einem Unternehmen. Die GDL organisiere aber nur einen kleinen Teil der Bahn-Mitarbeiter und Lokführer.
Beck schloss sich damit der Haltung führender Gewerkschafter an, die das Vorgehen der kleinen GDL ebenfalls kritisch sehen, weil sie um die Schlagkraft ihrer Organisationen fürchten, wenn jeder Berufszweig seine Interessen separat verfolgt. Der SPD-Vorsitzende nannte es in der Zeitung ein Problem für die Tarifautonomie, wenn es Spartenbewegungen gebe, die sich nicht um die Belange anderer Mitarbeiter im gleichen Betrieb kümmerten. "Wenn das Schule macht, kann das im Chaos enden", wurde Beck zitiert. "Verhältnisse wie in Großbritannien dürfen wir in Deutschland nicht zulassen."
Quelle: ntv.de