Siemens-Geld versickert Schelsky im Verdacht
02.06.2007, 17:48 UhrIn der Siemens-Korruptionsaffäre soll der frühere Betriebsrat Wilhelm Schelsky nur einen Teil der Millionenzahlungen des Konzerns für den Aufbau seiner arbeitgeberfreundlichen Organisation verwendet haben. Wie "Wirtschaftswoche" und "Focus" berichten, habe Schelsky zwischen 1,5 Mio. und drei Mio. Euro jährlich für den Aufbau der Arbeitsgemeinschaft unabhängiger Betriebsangehöriger (AUB) verwendet. Die Zahlungen von Siemens waren jedoch wesentlich höher. Dies könnte laut "Wirtschaftswoche" den Vorwurf der Untreue gegen Schelsky stützen.
Schelsky sollte mit dem Siemens-Geld eine Gegengewerkschaft zur IG Metall aufbauen. Die Staatsanwaltschaft ermittle gegen Siemens- Manager und gegen Schelsky jedoch wegen 30 bis 35 Mio. Euro, die Schelsky seit 2001 ohne adäquate Gegenleistungen von dem Münchner Konzern bekommen haben soll, meldete die "Wirtschaftswoche". Mehrere Millionen sollen aber in der AUB-Kasse nie aufgetaucht sein. Schelsky soll unter anderem Gehälter von etwa zehn AUB-Mitarbeitern bezahlt, Veranstaltungs- und Druckkosten sowie Honorare von Referenten auf AUB-Seminaren übernommen haben.
Im "Focus" kritisierte die derzeitige AUB-Geschäftsführerin Ingrid Brand-Hückstädt Schelskys Vorgehen: "Es ist politisch und moralisch verwerflich, dass ein Arbeitgeber seiner Arbeitnehmervertreter finanziert." Sie habe von den Siemens-Millionen nichts gewusst und fühle sich persönlich missbraucht. Schelsky habe den früheren Siemens-Chef Heinrich von Pierer bei seiner Vernehmung entlastet. Er habe keinerlei Erkenntnisse, dass von Pierer von den Zahlungen gewusst habe, gab Schelsky dem Bericht zufolge vor den Ermittlern an.
Von Pierer wehrte sich unterdessen gegen Vorwürfe, er habe einen korrupten Manager mit einer ungerechtfertigten Millionenabfindung in den Ruhestand geschickt. Er sei "tief betroffen" über den Vorwurf massiven Fehlverhaltens, schrieb von Pierer laut "Süddeutscher Zeitung" an den Aufsichtsrat. Der ehemalige Manager der Kraftwerksparte hatte bei seinem Ausscheiden aus dem Konzern 2004 eine Abfindung in Höhe von 1,7 Mio. Euro erhalten. Von Pierer schrieb laut "SZ", der Manager habe keinen "goldenen Handschlag" erhalten. Es seien lediglich die vertraglichen Ansprüche erfüllt worden. Das Landgericht Darmstadt hatte den Mann wegen Schmiergeldzahlungen in Italien kürzlich zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe verurteilt.
Quelle: ntv.de