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"Von allen Geistern verlassen" Schock nach US-Entscheid

EU-Handelskommissar Peter Mandelson hat die Ablehnung der milliardenschweren Finanzhilfen im US-Kongress als verantwortungslos verurteilt. "Die Abgeordneten sind von allen guten Geistern verlassen und ich hoffe, dass wir in Europa keine Politiker und Parlamentarier erleben, die eine solche Verantwortungslosigkeit an den Tag legen", sagte Mandelson am späten Montagabend in einem Interview des britischen Senders BBC.

Brown: "Sehr enttäuschend"

Der EU-Kommissar forderte zugleich eine breitere internationale Reaktion auf die Finanzkrise. Neben dem französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy und Großbritanniens Premierminister Gordon Brown habe auch Bundeskanzlerin Angela Merkel in den vergangenen Tagen US-Präsident George W. Bush in einem Telefonat dazu gedrängt, sagte er. Die EU-Kommission werde Vorschläge für eine bessere Zusammenarbeit zwischen Aufsichtsbehörden, Banken und Regierungen vorlegen.

Gordon Brown bezeichnete die überraschende Ablehnung des Finanzhilfepakets im US-Repräsentantenhaus als große Enttäuschung. "Wir haben der US-Regierung die Bedeutung eines entschiedenen Handelns übermittelt", sagte Brown am späten Montagabend dem Fernsehsender BBC. Die britische Regierung und die Notenbank seien zu jedem Schritt bereit, der nötig sei, um die Stabilität des Finanzsystems zu sichern.

Aso: Negative Folgen für Japan verhindern

Die japanische Regierung äußerte sich über das Scheitern des US-Rettungspakets für die Finanzbranche besorgt. Der neue Ministerpräsident Taro Aso zeigte sich entschlossen, negative Folgen für die japanische Wirtschaft und das Finanzsystem durch Kursstürze an den Aktienbörsen zu verhindern. "Wir müssen uns bedacht auf die Situation einstellen, um zu verhindern, dass solche Entwicklungen nicht groß (auf die japanische Wirtschaft) übergreifen", sagte Aso am Dienstag zu Journalisten in Tokio. Nach historischen Verlusten an der Wall Street hatten auch die Kurse in Tokio stark nachgegeben.

Japans Minister für Wirtschafts- und Fiskalpolitik, Kaoru Yosano, sagte laut der Nachrichtenagentur Kyodo, die US-Politik sei vor den Präsidentschaftswahlen in einer sehr delikaten Lage. "Ich bin tief besorgt", sagte Yosano. Der Vorgang um das Rettungspaket in den USA habe Auswirkungen nicht nur für die US-Wirtschaft, sondern auch für die gesamte Weltwirtschaft. "Wir hoffen von Herzen, dass der US-Kongress weitere Diskussionen führen und ein besseres Ergebnis erzielen wird", wurde der japanische Minister weiter zitiert.

Finanzminister Shoichi Nakagawa zeigte sich über die Entwicklung in den USA überrascht. Japan werde eng mit den USA und Europa zusammenarbeiten und die Lage ruhig verfolgen in der Hoffnung, dass der US-Kongress einen Fortschritt erzielen werde. Nakagawa rief zugleich mit Blick auf die japanischen Märkte zu Besonnenheit auf. Die Auswirkungen der US-Hypothekenkrise auf Japan seien "merklich gering" im Vergleich zu den USA und Europa. "Ich hoffe, dass die japanischen Märkte eine gründliche Risikoanalyse vornehmen und ruhig reagieren", sagte der japanische Finanzminister vor Journalisten.

China fordert mehr Regulierung

Auch China kritisierte das Nein des US-Repräsentantenhaus zu dem milliardenschweren Rettungspaket für die Finanzbranche. "Die Rettung der Wall Street ist zum Schutz der US-Wirtschaft zwingend notwendig", hieß es am Dienstag in einem Kommentar der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua. Gleichzeitig müssten die US-Aktienmärkte aber auch stärker reguliert werden. Konkrete Vorschläge dafür wurden jedoch nicht genannt.

Das US-Repräsentantenhaus hatte am Montag Bushs 700 Mrd. US-Dollar schweres Hilfspaket für die Finanzbranche abgelehnt, obwohl Demokraten und Republikaner in tagelangem Ringen wesentliche Veränderungen durchgesetzt hatten. Die Kammer werde am Donnerstag wieder zusammentreten, erklärte der demokratische Mehrheitsführer Steny Hoyer am Abend. Es sei aber noch nicht entschieden, ob das Hilfspaket dabei erneut auf der Tagesordnung stehe.

Das überraschende Nein löste an den zu diesem Zeitpunkt noch geöffneten Börsen in den USA und Lateinamerika einen freien Fall der Kurse aus. An den US-Börsen entstand mit rund neun Prozent ein Tagesverlust wie seit dem Platzen der Internetblase im Jahr 2000 nicht mehr.

Quelle: ntv.de

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