Erneut vor Gericht Schrempp dementiert Vorwürfe
19.09.2008, 11:30 UhrIm neu aufgerollten Prozess über die angeblich verspätete Mitteilung zum Rücktritt des damaligen DaimlerChrysler-Chefs Jürgen Schrempp hat der Manager Vorabsprachen dementiert. Für ihn sei erst mit der Entscheidung des Aufsichtsrates definitiv klar gewesen, dass er vorzeitig von seinem Posten zurücktritt, sagte Schrempp vor dem Oberlandesgericht Stuttgart. Wenn ihn die Mehrheit der Anteilseigner bei einem Treffen am Abend vor der Sitzung des Kontrollgremiums versucht hätte umzustimmen, hätte er es möglicherweise gemacht.
Hintergrund des Musterverfahrens ist die Schadenersatzklage von Anlegern gegen die damalige DaimlerChrysler AG. Dem Stuttgarter Dax-Unternehmen werfen sie vor, die ad-hoc-Mitteilung über den geplanten Rücktritt von Schrempp im Jahr 2005 zu spät veröffentlicht zu haben. Nach Veröffentlichung der Mitteilung war die DaimlerChrysler-Aktie rapide gestiegen. Wären sie eher informiert gewesen, hätten sie ihre Aktien nicht kurz vor der Mitteilung verkauft, hatten die Kläger argumentiert.
Knackpunkt des Rechtsstreits ist, ob bereits vor Veröffentlichung der Mitteilung eine "hinreichenden Wahrscheinlichkeit" für den Personalwechsel von Schrempp zu seinem Nachfolger Dieter Zetsche bestand. Diese Definition nach dem Wertpapierhandelsgesetzes und die Unterscheidung zwischen einer "hinreichend wahrscheinlichen Absicht" und einer "möglichen Absicht" ist entscheidend für die Beurteilung des Falls: Hat ein börsennotiertes Unternehmen konkrete Pläne, die den Kurs beeinflussen können, müssen diese nämlich unverzüglich in einer adhoc-Mitteilung veröffentlich werden.
Quelle: ntv.de