Wechselkurse sorgen G-7 Schwacher Yen bleibt tabu
10.02.2007, 16:18 UhrDie deutschen und europäischen Exporteure müssen sich weiter auf eine schwache japanische Währung einstellen und können vorerst nicht auf Rückenwind von der Politik hoffen. Die Finanzminister und Notenbankchefs der sieben führenden Industriestaaten (G7) warnten am Samstag in Essen zwar vor abrupten Wechselkursschwankungen. In der von den Märkten mit Spannung erwarteten Abschlusserklärung wird der japanische Yen, der als unterbewertet gilt, aber nicht ausdrücklich erwähnt.
"Exzessive Schwankungen und ungeordnete Bewegungen sind im Interesse wirtschaftlichen Wachstums unerwünscht", heißt es in der Abschlusserklärung der G7-Finanzminister. Ausdrücklich wenden sich die Ressortchefs dagegen an die Adresse Chinas. "In aufstrebenden Volkswirtschaften mit großen und wachsenden Überschüssen in der Leistungsbilanz müssen sich Wechselkurse bewegen, so dass notwendige Anpassungen möglich sind." Die USA werfen China seit langem vor, seine Exporteure mit einem künstlich niedrigen Wert der Währung Yuan/Renminbi zu begünstigen. Ein Großteil des amerikanischen Leistungsbilanzdefizits geht auf die hohen Importe aus China zurück.
Den Europäern macht dagegen die Billigkonkurrenz aus Japan zu schaffen, da die japanischen Leitzinsen mit 0,25 Prozent extrem niedrig sind. Dies hinterlässt vor allem auf dem deutschen Automarkt seine Spuren. Neben der Sorge um die Exportwirtschaft beunruhigt das Ausmaß von Finanzmarktspekulationen. Anleger verschulden sich massiv mit den äußerst billigen Yen-Krediten, um das Geld in anderen Währungen Gewinn bringend anzulegen. Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) sagte, die Märkte seien über das Ausmaß bewusst.
Die G7-Länder USA, Japan, Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Kanada und Italien wiederholten nach zweitägigen Beratungen praktisch ihre Erklärung vom September am Rande der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds (IWF). Danach sind abrupte Wechselkursschwankungen unerwünscht. Die G7-Partner sind sich laut Steinbrück auch weiter mit ihren japanischen Kollegen darin einig, dass das wirtschaftliche Wachstum in der Wechselkursentwicklung ihren Niederschlag finden sollte.
Deutschland konkurriert auf Drittmärkten mit Japan im Bereichen in Investitionsgütern, Autos und Chemieprodukten. So konnte der japanische Autobauer Toyota zuletzt Rekordgewinne verbuchen, während bei einem deutschem Hersteller wie Volkswagen die Gewinne zunehmend unter Druck geraten. Verhindert wurde eine schärfere Formulierung auf dem G7-Treffen offensichtlich durch die Japaner. Aber auch die USA zeigten wohl wenig Interesse. Die G7 haben allerdings auch kein Instrumentarium, um gegen die Yen-Schwäche vorzugehen. So lange die japanische Notenbank nicht die Zinsen erhöht oder am Devisenmarkt Yen gegen Fremdwährungen kauft, ist keine Trendwende abzusehen.
Derzeit hat die japanische Regierung kein Interesse -weder an steigenden Zinsen noch an einem stärkeren Yen. Niedrige Zinsen und ein schwacher Yen stützen die noch nicht gefestigte japanische Konjunktur und helfen bei der Überwindung der Jahre langen Preisrückgänge (Deflation). Experten gehen jetzt davon aus, dass der Yen weiter unter Druck geraten könnte. Der Euro bewegte sich zuletzt in Richtung Rekordhöchststand. Er wurde am Freitag bei 158,30 Yen gehandelt, der Höchststand lag Anfang Januar bei 159,25 Yen.
Quelle: ntv.de