Zoll-Beamte resignieren Schwarzarbeit geht zurück
21.01.2008, 14:30 UhrDie Schwarzarbeit in Deutschland dürfte einer Studie zufolge im laufenden Jahr leicht zurückgehen. Verantwortlich für den Rückgang seien vor allem die geringere Arbeitslosigkeit, Entlastungen bei den Lohnnebenkosten und die steuerliche Absetzbarkeit von Haushaltsdienstleistungen, teilte der Linzer Wirtschaftsforscher Friedrich Schneider und das Tübinger Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW) in einer gemeinsamen Prognose mit. Das finanzielle Volumen der deutschen Schattenwirtschaft könnte demnach 2008 um rund 2,2 Mrd. Euro auf rund 347 Mrd. Euro zurückgehen. Damit werde auch der geschätzte Anteil der Schwarzarbeit am Bruttoinlandsprodukt im Vorjahresvergleich auf 14,2 Prozent von 14,7 Prozent sinken.
In den vergangenen fünf Jahren ist das Volumen der Schwarzarbeit den Angaben zufolge um rund 23,2 Mrd Euro zurückgegangen. Andere Länder wie Italien, Finnland oder Belgien hätten die Schattenwirtschaft im gleichen Zeitraum jedoch deutlich stärker zurückgedrängt. Die Einführung von Mindestlöhnen wirkt sich dabei nach Ansicht der Wirtschaftsforscher kontraproduktiv auf die Bekämpfung der Schwarzarbeit aus, weil sie die Lohnkosten in der offiziellen Wirtschaft weiter steigere.
Bei der Bekämpfung illegaler Beschäftigung sieht der Bundesrechnungshof kaum Fortschritte. Trotz der Personalaufstockung beim Zoll sei eine "Verringerung der Schwarzarbeit bisher nicht nachgewiesen", heißt es in einem am vorvergangenen Freitag veröffentlichten Rechnungshofbericht. Die Arbeit der 2004 ins Leben gerufenen Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) decke nicht einmal ihren eigen Verwaltungsaufwand. Außerdem würden Ermittlungsverfahren häufig eingestellt und verhängte Bußgelder nur zu einem geringen Teil auch tatsächlich bezahlt.
Im vergangenen Jahr war das geschätzte Volumen der Schattenwirtschaft in Deutschland nach einem mehrjährigen Rückgang erstmals wieder um rund ein Prozent auf 349 Mrd. Euro gestiegen. Nach Angaben von Schwarzarbeit-Experte Schneider war die Schwarzarbeit in den drei Jahren zuvor war von 370 Mrd. im Jahr 2003 auf 345,5 Mrd. Euro im Jahr 2006 gesunken. "Etwa 8,2 Mio. Menschen verdienten sich 2007 schwarz etwas dazu", konstatierte Schneider Anfang des Jahres. "Die meiste Schwarzarbeit findet am Bau und im Handwerk statt. Etwa 38 Prozent aller Schwarzarbeiten werden dort ausgeführt." Dahinter folgten unter anderen die Dienstleistungsbranche, haushaltsnahe Dienstleistungen sowie Unterhaltungs- und Vergnügungsbetriebe.
Die Wirtschaftsforscher stützen sich unter anderem auf die Annahme, dass Schwarzarbeit mit Bargeld entlohnt wird. Für diese bar entlohnten Leistungen entwickeln die Wissenschaftler anhand einer Bargeldnachfragefunktion einen Schätzwert und leiten davon ihre Prognose zum Volumen der Schattenwirtschaft ab.
Deutschland auf Platz 3
Das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) erreichte 2007 nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ein Volumen von rund 2,4 Billionen Euro. Die Summe errechnet sich aus dem Wert aller Waren und Dienstleistungen, die 2007 in Deutschland hergestellt oder erbracht wurden. Nur in den USA und Japan liegt das Bruttoinlandsprodukt noch höher.
Das BIP gilt als wichtigster Gradmesser für die Leistungsstärke eines Landes. Berechnet wird es für Deutschland vom Statistischen Bundesamt. Es fasst die Investitionen der Unternehmen, den privaten Konsum, die Ausgaben des Staates und den Außenhandel zusammen. Unberücksichtigt bleibt beispielsweise unbezahlte Heimarbeit wie die Betreuung der eigenen Kinder. Auch Schwarzarbeit findet keinen Eingang, obwohl auf die Schattenwirtschaft nach Schätzungen von Ökonomen ein signifikanter Beitrag entfällt. Auch Schäden durch Naturkatastrophen werden nicht mitgezählt, dafür der anschließende Wiederaufbau.
Erschwert wird eine genaue Berechnung auch durch Abgrenzungsprobleme. So galt Computersoftware lange als Vorleistung und wurde deshalb in der Statistik nicht erfasst. Inzwischen werden Programme als Investitionsgüter berücksichtigt. Probleme bereitet zudem die Herausrechnung der Geldentwertung. Die Statistik muss deshalb oft Jahre später noch angepasst und nachträglich revidiert werden.
Quelle: ntv.de