Razzia beim Anlegerschutz SdK-Affäre zieht Kreise
29.07.2008, 11:51 UhrDie Staatsanwaltschaft München hat Geschäfts- und Privaträume von Verantwortlichen der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) durchsuchen lassen. "Wir führen ein Ermittlungsverfahren wegen Insiderhandels und Marktmanipulation gegen Verantwortliche der SdK", sagte der Münchner Oberstaatsanwalt Anton Winkler.
Betroffen sei unter anderem der ehemalige Vizechef der Aktionärsvereinigung, Markus Straub. Zum genauen Umfang der Durchsuchungen machte Winkler keine Angaben. Dubiose Aktiengeschäfte Straubs hatten in den vergangenen Tagen für Wirbel gesorgt.
Wirecard erstattet Anzeige
Bereits am Vortag hatte sich die Affäre um angebliche Kursmanipulationen bei der Wirecard AG ausgeweitet. Wirecard habe gegen zwei Mitarbeiter der Kölner Privatbank Sal. Oppenheim jr & Cie KGaA Strafanzeige erstattet, hatten das Magazin "Focus" und das "Handelsblatt" am Montag übereinstimmend berichtet.
Ein Sprecher von Sal. Oppenheim sagte, sein Institut habe weder Kenntnis von derartigen Anzeigen noch Kontakt mit der in der Presse genannten Staatsanwaltschaft München. Die Bank nehme die genannten Vorwürfe so ernst, dass man die Prüfgesellschaft PricewaterhouseCoopers mit der Untersuchung der Angelegenheit beauftragt habe. Ein Mitarbeiter von Sal. Oppenheim sei für die Dauer der Untersuchung von seinen Aufgaben freigestellt worden.
Wirecard wirft den Bankmitarbeitern laut Presseberichten vor, in E-Mails an institutionelle Anleger vor angeblichen Bilanzunregelmäßigkeiten gewarnt und Stimmung gegen die Aktie gemacht zu haben. Parallel dazu hätten sie in einem Hedge-Fonds auf fallende Wirecard-Kurse gesetzt und Gewinne gemacht, berichten die beiden Blätter weiter.
Wolf im Schafspelz?
In der vergangenen Woche war bereits der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) wegen ähnlicher Vorwürfe zurückgetreten, nachdem Wirecard ihn angezeigt hatte. Markus Straub hatte auf einen fallenden Wirecard-Kurs spekuliert, während die SdK das Unternehmen wegen dessen Geschäftspraxis öffentlich kritisierte.
Eine Sprecherin von Wirecard wollte die Presseberichte zunächst nicht kommentieren, verwies allerdings auf die Pressemitteilung von Mitte Juli. Darin hatte das Unternehmen die Einreichung von Strafanzeigen gegen die SdK, ihren Vorstand und dritte Tatbeteiligte unter anderem wegen mittäterschaftlicher Marktmanipulation und Insiderhandel mitgeteilt.
Der Sprecher der Staatsanwaltschaft München hatte Anzeige gegen die Mitarbeiter von Sal. Oppenheim nicht bestätigt. Er sagte lediglich, bis jetzt sei von Wirecard nur eine einzige Anzeige ergangen. Ob von dieser noch andere Personen als der SdK-Vertreter betroffen seien, werde derzeit geprüft.
Die Sprecherin der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) bestätigte, dass der Behörde eine Kopie der Anzeige vorliege. Fragen zum Inhalt wollte sie jedoch nicht beantworten; dies sei Sache der zuständigen Staatsanwaltschaft.
Quelle: ntv.de