Datenaffäre bei Deutsche Bank Sicherheitschef beurlaubt
27.05.2009, 10:42 UhrDer oberste Deutschbanker Joisef Ackermann hat einem Pressebericht zufolge im Zuge der Aufklärung der Datenschutzaffäre den Sicherheitschef für Deutschland beurlaubt.
Seine Rückkehr in den Konzern sei ungewiss, schreibt das "Handelsblatt" unter Berufung auf Finanzkreise. Die Deutsche Bank wollte den Bericht nicht kommentieren.
Dem Bericht zufolge ist der Sicherheitschef seit vergangenem Freitag beurlaubt. An dem Tag hatte die Deutsche Bank in einer knappen Mitteilung mögliche Verstöße in der Konzernsicherheit eingeräumt. Ähnlich wie bei der Deutschen Bahn und der Deutschen Telekom seien Nachforschungen über das Umfeld einzelner Personen angestellt worden, zitiert das Blatt aus Kreisen des Frankfurter Bankeninstituts.
Datenaffäre ist Chefsache
Bei der Hauptversammlung am Dienstag hatte Vorstandsvorsitzender Josef Ackermann angekündigt, "null Toleranz" bei möglichen Verstößen ausüben zu wollen. Er gab zwar weiterhin keine Hinweise, was genau bei der Deutschen Bank schief gelaufen sein könnte, versicherte aber eine "volle Aufklärung" dieser Sache. Dabei betonte er, es handele sich nur um wenige Fälle möglichen Fehlverhaltens und nicht um ein "systematisches" Vorgehen der Deutschen Bank.
Wie Dow Jones Newswires am Dienstag von einer Person aus Frankfurter Finanzkreisen erfahren hatte, sind von der Datenaffäre weniger als neun Personen betroffen. Ein Ausspähen von Mitgliedern des Aufsichtsrates der Deutschen Bank können nicht ausgeschlossen werden, sagte die informierte Person.
Das "Handelsblatt" schreibt, dass hochrangige Mitarbeiter des Konzerns im Visier gestanden haben sollen. Darunter soll sich auch der für das Tagesgeschäft verantwortliche Vorstand Hermann-Josef Lamberti befunden haben. Möglicherweise soll auch der für die Konzernsicherheit zuständige Risiko-Vorstand Hugo Bänziger betroffen sein. Die Vorwürfe hätten die Jahre 2006 und 2007 betroffen. Aufgefallen seien die Unregelmäßigkeiten bei Recherchen einer externen Anwaltskanzlei und einem Routinecheck der Datenschutzbeauftragten der Deutschen Bank, schreibt das Blatt.
Grünes Licht für Kapitalerhöhungen
Auf der Hauptversammlung gaben die Aktionäre grünes Licht für milliardenschwere Kapitalmaßnahmen. Mit einer klaren Mehrheit von über 80 Prozent genehmigten die Anteilseigner auf der Hauptversammlung den deutlich ausgeweiteten Verfügungsrahmen. Auf Basis des aktuellen Kurses könnte die Deutsche Bank damit rund 16 Mrd. Euro bei Investoren einsammeln - allerdings müssen Firmen bei Kapitalerhöhungen üblicherweise einen kräftigen Abschlag auf den Aktienkurs anbieten. Hinzu kommen weitere potenzielle Mrd. aus genehmigtem Kapital der letztjährigen Hauptversammlung, das aber wegen eines Rechtsstreits noch nicht im Handelsregister eingetragen ist.
Bankchef Josef Ackermann machte auf dem Aktionärstreffen allerdings erneut deutlich, dass er derzeit keinen Bedarf für zusätzliche Mittel sieht. Die größte deutsche Bank ist als eine der wenigen Geldhäuser weltweit bislang ohne Kapitalmaßnahmen durch die Finanzkrise gekommen. Mit dem neuen Rahmen will sich die Bank Ackermann zufolge den nötigen Spielraum verschaffen, um sich jederzeit Eigenkapital beschaffen zu können.
Die Aktionäre segneten am Dienstagabend auch den Dividendenvorschlag des Vorstands ab. Demnach bekommen die Anteilseigner trotz eines Rekordverlusts im vergangenen Jahr 0,50 (Vorjahr: 4,50) Euro je Aktie ausgeschüttet. Auch alle Vorstände und Aufsichtsräte wurden mit fast 99-prozentiger Zustimmung entlastet. Bei der Abstimmung waren knapp 42 Prozent des stimmberechtigten Kapitals vertreten.
Quelle: ntv.de, ddi/rts/dj