Meldungen

Neue schwarze Kassen Siemens-Manager gibt auf

In der Schmiergeldaffäre bei Siemens muss ein weiterer Manager seinen Posten räumen. Der seit 1994 für die Medizinsparte verantwortliche Vorstand Erich Reinhardt scheide zum 30. April aus dem Amt, teilte Siemens am Mittwoch in München mit und bestätigte damit einen entsprechenden Bericht der "Süddeutschen Zeitung". Reinhardt ziehe die Konsequenzen aus neuen Erkenntnissen bei der Aufarbeitung der Schmiergeldaffäre. Er sei aber nach heutigen Erkenntnissen nicht persönlich an den Vorfällen beteiligt gewesen, teilte Siemens mit. Nachfolger soll der 49-jährige Jim Reid-Anderson werden, bisher Chef der Sparte Diagnostics.

Zuvor hatte die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, Siemens-Vorstand Erich Reinhardt stehe kurz vor dem Rücktritt. In Reinhardts Bereich seien bei der Untersuchung der Affäre durch die US-Kanzlei Debevoise in den vergangenen Wochen schwarze Kassen gefunden worden.

70 fragwürdige Millionen

Über Konten in Dubai und anderswo sollen dem Bericht zufolge in der Medizinsparte von 2001 bis 2006 fragwürdige Zahlungen in Höhe von fast 70 Mio. Euro abgewickelt worden sein. Über die neuen Erkenntnisse will Debevoise in der kommenden Woche den Aufsichtsrat von Siemens unterrichten. Die Münchner Staatsanwaltschaft soll von Debevoise über diesen Sachverhalt bereits informiert worden sein.

Die Strafverfolger untersuchen im Korruptionsfall Siemens, der in der Sparte Telekommunikation (Com) begonnen hatte, inzwischen mehrere Unternehmensbereiche. Auch bei Com sind nach Erkenntnissen von Debevoise und der Staatsanwaltschaft hohe Millionenbeträge über Dubai in schwarze Kassen geschleust und anschließend für Schmiergeldzahlungen genutzt worden.

Nach Angaben aus Konzernkreisen soll Reinhardt an den fragwürdigen Zahlungen in seinem Bereich nicht selbst mitgewirkt haben. Er übernehme nun aber die Verantwortung für diese Vorgänge, hieß es. Ihm sei klar geworden, dass er in seinem Vorstandsamt nicht mehr haltbar sei.

"Keinerlei Zweifel"

"Es gibt keinerlei Zweifel an der persönlichen Integrität Professor Reinhardts. Wir mussten aber feststellen, dass es in dem ehemaligen Bereich Medizintechnik Fehlverhalten gegeben hat, das nicht akzeptabel ist", sagte Aufsichtsratschef Gerhard Cromme laut Mitteilung.

Nachfolger von Reinhardt soll der 49-jährige Jim Reid-Anderson werden, bisher Chef der Sparte Diagnostics und ehemaliger Chef des übernommenen US-Unternehmens Dade Behring. Vorstandschef Peter Löscher sprach von einem "klaren Schritt" und zollte Reinhardt Respekt. Reinhardt bleibe dem Unternehmen weiter beratend verbunden, hieß es.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen